Geringe Metallbelastung in deutschen Tampons |
Laura Rudolph |
20.08.2024 15:00 Uhr |
Auch Tampons aus Deutschland enthalten Schwermetalle. Allerdings nur in sehr geringen Konzentrationen, wie eine Ökotest-Analyse zeigt. Das Testteam stuft die Nutzung von Tampons als unbedenklich ein. / Foto: Getty Images/Emilija Manevska
Ökotest gibt grünes Licht für Tampon-Anwenderinnen: In einer aktuellen Untersuchung fanden sich in sämtlichen getesteten Produkten nur sehr geringe Mengen an toxischen Metallen. Sie erhielten alle die Bestnote »sehr gut«. Die Untersuchung folgt auf eine im Juli veröffentlichte US-Studie, die toxische Metalle in Tampons nachgewiesen und für Verunsicherung gesorgt hatte.
Vor diesem Hintergrund analysierte Ökotest 23 in Deutschland erhältliche Tamponprodukte, darunter konventionelle und Bio-Produkte sowie Markenware und Eigenmarken aus Supermärkten, Discountern und Drogerien. Das Testteam untersuchte dieselben 16 Metalle wie in der US-Studie – Arsen, Barium, Calcium, Cadmium, Cobalt, Chrom, Kupfer, Eisen, Mangan, Quecksilber, Nickel, Blei, Selen, Strontium, Vanadium und Zink. Zusätzlich wurde auf Antimon getestet, das als Katalysator in der Polyesterproduktion verwendet wird – einem Material, das häufig in Vliesumhüllungen von Tampons zu finden ist.
Um die Metallgehalte zu bestimmen, wurden die Tampons zunächst einem Totalaufschluss in der Mikrowelle unterzogen. Die ermittelten Konzentrationen wurden dann mit den Grenzwerten des Umweltgütesiegels »Blauer Engel« verglichen.
Sämtliche Produkte erhielten von Ökotest die Bestnote. Zwar waren in allen Proben alle getesteten Metalle nachweisbar, allerdings in tendenziell niedrigeren Konzentrationen als in der US-Studie. Bereits damals beruhigte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), dass die detektierten Mengen – selbst unter der unrealistischen Annahme, dass sie vollständig resorbiert würden – im Vergleich zu Umwelt- und Trinkwasserbelastungen vernachlässigbar seien.
Antimon fand sich in der aktuellen Untersuchung insbesondere in Tampons mit polyesterhaltigem Vlies, wobei der höchste Gehalt in der Aldi-Eigenmarke »Satessa Tampons normal« festgestellt wurde. Die Ergebnisse seien kein Grund zur Beunruhigung, so Ökotest: Um den von der Weltgesundheitsorganisation definierten tolerierbaren Grenzwert für Antimon zu überschreiten, müsste eine 60 Kilogramm schwere Frau täglich 180 Tampons verwenden.
Auch Blei wurde in allen getesteten Tampons in geringen Mengen nachgewiesen. Ökotest relativiert jedoch: Zwei Liter Trinkwasser, das die gesetzlichen Grenzwerte einhält, würden etwa hundertmal mehr Blei enthalten als der Tampon mit dem höchsten gemessenen Bleigehalt.
Um zu überprüfen, wie gut sich die Schwermetalle aus den Tampons herauslösen und potenziell vom Körper aufgenommen werden könnten, setzte das Testteam die Tampons einer synthetischen Schweißlösung aus. In dieser konnten jedoch keine Spuren der toxischen Metalle nachgewiesen werden.
Untersuchungen darüber, wie Metalle über die Vaginalschleimhaut aufgenommen werden, gäbe es allerdings noch keine, räumt die an der Untersuchung beteiligte Chemikerin Professor Dr. Kathrin Schilling von der Columbia University im Gespräch mit Ökotest ein. »Problematisch ist das vor allem bei Blei, für das es keine Werte gibt, die als sicher und unbedenklich eingestuft werden können.«
Schilling fordert, dass Hersteller von Hygieneprodukten ihre Rohstoffe künftig umfassender auf toxische Schwermetalle prüfen sollten, zumal diese nicht nur über die Umwelt, sondern auch über Verarbeitungsprozesse in die Produkte gelangen könnten. Auch das BfR sieht die Hersteller in der Pflicht, die Schwermetallgehalte in Tampons so gering wie möglich zu halten.
Der Berufsverband der Frauenärzte fordert zudem eine verpflichtende Deklaration der Zusammensetzung von Menstruationsprodukten, um Anwenderinnen eine informierte Kaufentscheidung zu ermöglichen. Produkte, die direkt im oder am Körper angewendet werden, müssten frei von gesundheitsschädlichen Stoffen sein.