Genverlust macht unsichtbar |
Jennifer Evans |
24.09.2025 10:00 Uhr |
Kleine Schnauze, große Tarnung: Das Erbgut der Zwerg-Seepferdchen verrät, warum sie perfekte Mimikry -Künstler sind. / © Adobe Stock/nickeverett1981
Zwerg-Seepferdchen leben in Korallenriffen des westlichen Pazifiks in enger Symbiose mit einer bestimmten Korallenart. Ihre Haut ahmt Form und Farbe dieser Koralle nach. Eine deutsch-chinesische Forschungsgruppe um den Konstanzer Evolutionsbiologen Axel Meyer hat das Genom des Zwerg-Seepferdchens nun sequenziert. Bei der Erbgutanalyse stellte sich heraus, wie die Ähnlichkeit zur Koralle zustande kommt. Ursache dafür ist ein Genverlust.
Im Laufe der Evolution bildeten die Tiere Hautknötchen, die Korallenpolypen imitieren. Auch ihre Schnauze, die gleichzeitig die Riechfunktion erfüllt, ist auf Polypenlänge verkürzt und fällt daher weniger auf. Normalerweise verlängert sich diese Schnauze im Wachstum und ähnelt der eines Pferdes. Beim Zwerg-Seepferdchen dagegen ist sie kurz, da das zuständige Gen für das Längenwachstum verloren gegangen ist.
Und der Kopf bleibt im kindlichen Entwicklungsstadium stehen und unterstützt so die Camouflage an die Koralle und schützt sie vor Fressfeinden. Das gelang den kleinen Wirbeltieren so gut, dass Forschende sie erst vor rund 45 Jahren entdeckten.
Auch das Immunsystem der daumennagelgroßen Zwerg-Seepferdchen ist beachtlich, da ihm ebenfalls Immungene fehlen. Die Tiere tolerieren Korallengifte, die ihnen sogar Schutz vor Mikroben bieten. Ihr Immunsystem benötigt die dafür erforderlichen Gene vermutlich nicht mehr selbst.