Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Adipositas

Genmutation schützt Gefäße

Adipositas ist eine chronische Erkrankung, die durch starkes Übergewicht und Dyslipidämien gekennzeichnet ist. Eine Genmutation scheint aber vor atherosklerotischen Veränderungen durch Dyslipidämien zu schützen, wie neue Daten zeigen.
AutorKontaktJohanna Hauser
Datum 29.10.2025  14:00 Uhr

Ein wichtiger Faktor bei der Entstehung einer Adipositas ist die Genetik. Es gibt mehrere Gene, die bekanntermaßen das Risiko erhöhen, adipös zu werden. Hierzu zählen etwa Einzelmutationen in Genen des Leptin-Melanocortin-Systems, das die Energiehomöostase zentral steuert. Forschende um Dr. Stefanie Zorn von der Universität Ulm haben nun den Melanocortin-4-Rezeptor (MC4R) und seine Rolle bei der Regulation von Fettstoffwechsel und Körpergewicht genauer unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal »Nature Medicine« veröffentlicht.

MC4R ist an der Regulation des Appetits beteiligt. Menschen mit einer MC4R-Mutation haben kein Sättigungsgefühl. Bereits Kinder haben daher aufgrund eines zügellosen Essverhaltens deutliche Gewichtsprobleme.

Die Forscher nahmen sich in einem ersten Schritt 7719 Personen aus der Genetics-of-Obesity-Studie (GOOS) vor und führten Gensequenzierungen durch. Sie identifizierten 316 Kinder und 144 erwachsene Familienmitglieder, bei denen im MC4R eine Loss-of-function-Mutation, also ein Funktionsverlust, vorlag. Dabei war auffällig, dass die Erwachsenen nicht die erwarteten erhöhten Cholesterol- und Triglyceridspiegel aufwiesen, die ansonsten für Menschen mit Adipositas typisch sind. Auch waren bei ihnen Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht häufiger als bei normalgewichtigen Erwachsenen.

Das Gegenteil war der Fall: Die Probanden hatten niedrigere systolische und diastolische Blutdruckwerte sowie einen niedrigeren Gesamtcholesterol-, LDL-Cholesterol und Triglyceridspiegel. Als Vergleich dienten 336.728 Kontrollen aus der UK Biobank, einer britischen Forschungs- und Analyseplattform.

Postprandiale Auswirkungen

In einem kleinen klinischen Experiment stellten die Forscher elf MC4R-Genmutationsträger und 15 Erwachsene mit demselben BMI ohne die Mutation gegenüber und kontrollierten die Blutwerte nach einer fetthaltigen Mahlzeit. In der Kontrollgruppe stieg der Triglyceridspiegel auf 156 mmol/l, in der Gruppe mit MC4R-Mutation fiel der Anstieg mit 92 mmol/l deutlich geringer aus.

Eine anschließende Analyse der Gesamtheit der Stoffwechselprodukte (Metabolom) zeigte, dass Personen mit Genmutation eine erhöhte Aktivität der Lipoprotein-Lipase aufwiesen. Dieses Enzym setzt Fettsäuren aus VLDL-Lipoprotein und Chylomikronen frei und ermöglicht so die Speicherung von Triglyceriden in Fettzellen. Die Forscher folgerten, dass dadurch die Triglyceride unter Umgehung von Leber und Muskeln direkt in Fettzellen gespeichert werden.

Durch die niedrigen Cholesterol- und Triglyceridspiegel sind adipöse Menschen mit einer MC4R-Mutation somit stoffwechselgesund. Andere adipositasassoziierte Probleme, beispielsweise Arthrose, bleiben aber bestehen.

Therapieoption Tirzepatid

In einer weiteren Studie, deren Ergebnisse ebenfalls in »Nature Medicine« veröffentlicht wurden, untersuchte ein Team um Dr. Pallav Bhatnagar von der Firma Eli Lilly, wie sich eine MC4R-Mutation auf eine Therapie mit dem hauseigenen Inkretinmimetikum Tirzepatid auswirkt. Die Autoren betrachteten dazu 32 Teilnehmer der SURMOUNT-1-Studie mit der entsprechenden Mutation. In der SURMOUNT-1-Studie war die Wirksamkeit und Sicherheit von Tirzepatid bei Patienten mit Adipositas untersucht worden. Die Behandlung erfolgte über 72 Wochen.

Zu Studienbeginn wiesen die Patienten mit Genmutation einen höheren BMI auf als die anderen 2259 Teilnehmer (40 versus 38 kg/m²). Beide Gruppen verloren im Verlauf der Studie ähnlich viel an Gewicht (18,3 gegenüber 19,9 Prozent). Laut den Autoren deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Tirzepatid eine wirksame Behandlungsoption für die häufigste Form der monogenen Adipositas, den MC4R-Mangel, sein könnte.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa