Gemeinsam für eine bessere Versorgung |
Auf Einladung des BPI diskutierten (von links): Marcus Freitag (Phagro und Phoenix), Ina Lucas (Präsidentin der Apothekerkammer Berlin), BPI-Hauptgeschäftsführer Kai Joachimsen und der bayerische Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath (CSU). Die Moderation übernahm Gudrun Kreutner-Reisinger (2.v.re.). / © PZ/Anne Orth
Eingeladen hatte der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI). Zunächst suchte BPI-Hauptgeschäftsführer Kai Joachimsen den Schulterschluss mit den anderen Stakeholdern. »Es ist wichtig, dass wir zusammenstehen und uns den politischen Entwicklungen entgegenstellen«, sagte er. Die Pharmaindustrie stehe dabei an der Seite der Apotheken. In der Gesundheitspolitik könne er außer Einsparungen keine Strategie erkennen. Es bestehe die Gefahr, dass mit den Apotheken die Struktur der flächendeckenden Arzneimittelversorgung zerstört werde. Er klagte über überbordende Bürokratie und Lieferengpässe. Bei der Digitalisierung sei Deutschland »auf dem Stand eines Entwicklungslandes«.
»Das geht so nicht weiter, die Politik schafft das nicht. Wir müssen sehen, wie wir gemeinsam die Gesundheitsversorgung zukunftsfähig machen«, erklärte Joachimsen. Der BPI werde auf andere Stakeholder im Gesundheitswesen zugehen und Gemeinsamkeiten suchen, kündigte er an. Die Herstellung von Arzneimitteln und Medizinprodukten sowie die Apotheken müssten funktionieren. Arzneimittel müssten in Deutschland zuverlässig verfügbar sein.
Der bayerische Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath (CSU) fand Joachimsens Einschätzung in einigen Punkten zu pessimistisch. Bei der Digitalisierung sei doch inzwischen einiges erreicht worden, und das Medizinforschungsgesetz werde klinische Studien erleichtern. Seiner Einschätzung nach müssten vor allem die Apotheken enorme Probleme bewältigen – dazu gehörten ein zu geringes Fixum, das Management von Engpässen und die fehlende Möglichkeit der Skontierung. Außerdem schwebe das geplante Apotheken-Reformgesetz wie ein »Damoklesschwert« über den Offizinen. »Alles zusammen ergibt eine schwierige Gemengelage«, stellte Seidenath fest.
Der Landtagsabgeordnete hatte auch Lösungsvorschläge parat. Das Fixum müsse auf 12 Euro erhöht werden. Um Lieferprobleme zu lösen, sollten Importe aus anderen Ländern erlaubt werden. »Wir brauchen außerdem ein Verbot des Versandhandels für rezeptpflichtige Arzneimittel«, betonte er. Das könne den öffentlichen Apotheken helfen, deren Zahl stetig sinke. Daher setze er sich dafür seit Längerem beim Bund ein. »Mir fehlt Elan und frischer Wind auf Bundesebene«, kritisierte der bayerische Politiker.
Hingegen hält Marcus Freitag, Vorstandsvorsitzender beim Phagro sowie von Phoenix, ein Verbot des Versandhandels mit Rx-Präparaten nicht für sinnvoll. Er forderte, den Versandhandel zu verpflichten, die gleichen Auflagen bei der Auslieferung von Arzneimitteln einzuhalten wie der Apothekengroßhandel. Die Kühlketten dürften nicht unterbrochen werden. Er habe diese Forderung bereits mehrfach im Bundesgesundheitsministerium vorgetragen, allerdings ohne Erfolg.