Gematik plant neues E-Health-Komitee |
Eine patientenorientierte Gesundheitsversorgung hat die Gematik im Blick und versucht dafür, die verschiedenen Akteure und digitalen Lösungen bestmöglich miteinander zu vernetzen. / Foto: Fotolia/ Foto-Ruhrgebiet
Die Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens wirkt oftmals sowohl für Patienten als auch für Leistungserbringer wie Apotheken oder Ärzte etwas unübersichtlich. Konzepte wie das E-Rezept oder die elektronische Patientenakte sind als hilfreiche Werkzeuge gedacht, die es in der Apotheke beiden Seiten des HV-Tischs erleichtern soll, die individuelle Gesundheit des Patienten besser zu managen. Bei ganz praktischen Fragen, wie beispielsweise das E-Rezept vom Arzt über den Patienten in die Apotheke gelangt, taucht dann oftmals der etwas sperrige Begriff Interoperabilität auf. Damit ist die Fähigkeit eines Systems gemeint, mit anderen Systemen ohne jegliche Einschränkung zusammenzuarbeiten oder zu interagieren. Unter dem Stichwort »Interoperabilität 2025« möchte nun ein Zusammenschluss von Experten unter der Leitung der Gematik einen Rahmen schaffen, in dem die verschiedenen Gesundheitsbereiche, Leistungserbringer und digitalen Konzepte ideal miteinander verknüpft werden können.
In einem Positionspapier pocht die Gematik zusammen mit dem Health Innovation Hub (HIH), dem Bundesverband Gesundheits-IT (BVITG) und dem Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) auf eine bessere Vernetzung und Koordination zwischen den verschiedenen Akteuren im Gesundheitssystem. Das Motto »Interoperabilität 2025« soll dabei verdeutlichen, dass die Strategie nicht an eine Legislaturperiode gebunden ist, erklärte Claudia Dirks vom HIH gegenüber der PZ. Langfristig sollen insbesondere der Austausch von medizinischen Daten erleichtert und die Vielzahl von Initiativen zu digitalen Gesundheitsthemen unter einen Hut gebracht werden.
Um diese Aufgaben zu bewältigen und eine patientenorientierte Versorgung sicherzustellen, sieht das Positionspapier drei Instanzen vor, die laut Gematik-Zeitplan jetzt ins Leben gerufen werden sollen. Von zentraler Bedeutung soll insbesondere ein sogenanntes E-Health-Komitee sein. Unterstützt wird es von der Gematik als Koordinierungsinstanz. Beratend zur Seite stehen diesen Instanzen ein Pool von Experten.
Dem E-Health-Komitee sollen maximal 15 Experten aus den verschiedenen Bereichen Patient, Versorgung, Wissenschaft, Industrie, Standardisierung und Europa angehören. Dieses Expertengremium soll insbesondere die zuständigen Ministerien und die Bundesregierung in Bezug auf die Weiterentwicklung einer E-Health-Strategie beraten.
Von der Koordinierungsinstanz sollen Ergebnisse von Evaluationen zu Interoperabilitätsfragen an das Komitee weitergegeben werden. Das E-Health-Komitee soll diese bewerten und Lösungsvorschläge für bestehende Probleme in diesem Bereich der Verknüpfung erstellen. Bei diesen Aufgaben kann das Komitee die Expertise des Expertenpools aus den Bereichen Medizin, Pflege, aber auch Datenschutz oder Politik nutzen. Ziel ist es, die Basis für ein koordiniertes und reibungsloses Vorgehen für Lösungen im Digitalisierungsdschungel zu bilden.
Die geplanten drei Instanzen sollen sich in ihrer Arbeit gegenseitig unterstützen. / Foto: Gematik
Auch sollen künftig einheitliche technische und organisatorische Werkzeuge die Transparenz für Entscheidungen in diesem Bereich sicherstellen. »Damit wird nicht nur die Transparenz der Entscheidungen und das schnelle Verständnis für die Ergebnisse befördert, sondern es vereinfacht auch die Mitarbeit in den einzuhaltenden Prozessen«, erklärt die Gematik auf Nachfrage der PZ.
Der Gematik-Geschäftsführer Markus Leyck Dieken mahnt im Hinblick auf die Digitalisierung des Gesundheitswesens: »Insellösungen und Unsicherheit aufgrund divergierender IT-Standards nützen am Ende weder den Versicherten noch den Anwendern und Anbietern.« Für eine internationale Anschluss- und Wettbewerbsfähigkeit brauche es einen klaren Kompass für Standards und ein einheitliches Vorgehen, so Dieken. »Damit schaffen wir die Basis auch für spätere Anlegestellen für grenzüberschreitende datenbasierte Anwendungen, denn Erkrankungen kennen keine Grenzen.«
Die vier Unterzeichner schreiben sich deshalb internationale Vernetzung auf die Fahnen: Bis 2024 ist eine europaweite Vernetzung der E-Health-Bereiche angestrebt. »Durch schrittweise Maßnahmen mit Veränderungen von Prozessen können ab sofort Voraussetzungen für ein interoperables Gesundheitswesen geschaffen werden«, heißt es in der Agenda.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.