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Chlormethin

Gel bei Krebserkrankung des Immunsystems

Mit dem Präparat Ledaga ist erstmals ein topisches Chlormethin-Gel auf dem deutschen Markt verfügbar. Eingesetzt wird das Alkylans bei bestimmten Formen des kutanen T-Zell-Lymphoms, einer seltenen, jedoch schweren und teils lebensbedrohlichen Krebserkrankung des Immunsystems.
AutorKontaktKerstin A. Gräfe
Datum 17.06.2019  08:00 Uhr

Das kutane T-Zell-Lymphom des Typs Mycosis fungoides (MF-CTCL) ist eine seltene, jedoch schwere und potenziell lebensbedrohliche Krebserkrankung des Immunsystems, die sich in der Haut manifestiert. Die Erkrankung ist chronisch und schreitet normalerweise langsam voran, wobei der Krankheitsverlauf individuell sehr unterschiedlich ist. In etwa 34 Prozent der Fälle wird ein Fortschreiten der Erkrankung beobachtet. MF-CTCL-Zellen können dann in andere Körpergewebe wie Leber, Milz und Lunge metastasieren.

Der Wirkstoff Chlormethin (Ledaga® 160 µg/g Gel, Recordati Rare Diseases) wird lokal zur Behandlung eines ­MF-CTCL bei Erwachsenen eingesetzt. Unter dem Handelsnamen Valchlor® (Mechlorethamin) ist Chlormethin-Gel in den USA seit 2013 kommerziell verfügbar, in Israel durch ein spezielles Vermarktungsermächtigungsverfahren seit 2016.

Chlormethin ist ein bifunktionelles Alkylans, das schnell proliferierende Zellen hemmt. Es hat zwei reaktive Stellen und bindet an DNA, RNA und Proteine. In der Folge kann die Zelle ihre DNA nicht mehr replizieren. Wenn DNA-Schäden nicht repariert werden, führt dies zum Zelltod.

Das Präparat wird einmal täglich dünn auf die erkrankten Hautpartien aufgetragen. Treten Hautgeschwüre auf, kommt es zur Blasenbildung oder einer mittelschweren oder schweren Dermatitis, muss die Behandlung zumindest vorerst abgebrochen ­werden. Nach einer Besserung kann die Therapie mit einer reduzierten Häufigkeit – Behandlung alle drei Tage – wieder aufgenommen werden.

Hände gründlich reinigen

Unmittelbar nach der Anwendung müssen die Hände gründlich mit Seife und Wasser gewaschen werden. Das Gel sollte sofort oder innerhalb von 30 Minuten nach Entnahme aus dem Kühlschrank angewendet werden und danach sofort wieder dorthin zurückgelegt werden. Ledaga sollte mindestens vier Stunden vor oder 30 Minuten nach dem Duschen auf vollständig trockene Haut aufgetragen werden. Die Patienten sollten die behandelten Hautpartien fünf bis zehn Minuten trocknen lassen, bevor sie sich anziehen. Luft- oder wasserdichte Okklusivverbände sollten nicht auf mit Ledaga behandelten Hautpartien verwendet werden. Andere Topika können auf behandelte Hautpartien zwei Stunden vor oder zwei Stunden nach der Anwendung aufgetragen werden.

Der Kontakt mit Schleimhäuten, insbesondere der Augen, ist zu vermeiden. Falls eine Exposition erfolgt ist, muss sofort mindestens 15 Minuten lang mit reichlich Wasser gespült und ein Arzt aufgesucht werden.

Während der Behandlung sollten die Patienten auf Hautreaktionen wie Dermatitis, Pruritus und Blasenbildung untersucht werden. Zudem sollten sie auf sekundäre Krebserkrankungen der Haut überwacht werden. Hautthera­pien bei MF-CTCL werden mit der Entwicklung von Hauttumoren assoziiert. Eine spezifische Beteiligung von Chlormethin konnte jedoch nicht nach­gewiesen werden. Personen, die nicht Patienten sind, sollten den direkten Hautkontakt mit dem Krebsmedikament unbedingt vermeiden.

Für Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird Ledaga nicht empfohlen. Ebenso nicht in der Schwangerschaft und bei stillenden Frauen.

Die Zulassung basiert auf der Phase-II Studie »Study 201« an 260 Patienten mit MF-CTCL. Sie verglich die Wirksamkeit und Sicherheit von 0,02-prozentigem Chlormethin-Gel (Ledaga) mit einer 0,02-prozentigen Chlor­methin-Salbe (Aquaphor®) und war auf Nicht-Unterlegenheit ausgelegt. Die Probanden wurden randomisiert zwölf Monate lang entweder einmal täglich mit dem Gel oder der Salbe behandelt. Der primäre Wirksamkeitsendpunkt war die Ansprechrate auf der sogenannten CAILS-Skala (Composite Assessment of Index Lesion Severity). Anhand dieser Skala wird der Schweregrad der Indexläsionen bewertet. Beurteilt werden dabei Parameter wie Erythembildung, Plaque-Erhöhung, Pigmentierung und Läsionsgröße. Ein Ansprechen war definiert als eine Verbesserung des CAILS-Scores von mindestens 50 Prozent im Vergleich zum Score zu Studienbeginn.

Vergleichbare Wirksamkeit

Den primären Endpunkt erreichten von den mit dem Gel behandelten Patienten 76,7 Prozent. In der Kontrollguppe war dies bei 58,9 Prozent der Fall. Demnach erwiesen sich Chlormethin-Gel und -salbe als gleichwertig. 18,9 Prozent der mit Chlormethin-Gel behandelten Patienten sprachen vollständig auf die Behandlung an gegenüber 14,7 Prozent der mit dem Kontrollpräparat behandelten Patienten. Eine Abnahme des durchschnittlichen Schweregrades der Läsionen (gemäß CAILS) wurde erstmals nach vier Wochen beobachtet und setzte sich im Verlauf der Therapie fort. Mit Blick auf die Zeit bis zum ersten bestätigten Wirkungseintritt schnitt das Gel besser ab als das Vergleichspräparat.

Sehr häufig auftretende Nebenwirkungen in Studien waren Dermatitis, Juckreiz und Hautinfektionen. Häufig kam es zu Hautulzerationen und Blasenbildung sowie Hyperpigmentierung der Haut. Eine systemische Aufnahme von Chlormethin wurde nicht beobachtet.

Vor Anbruch der Tube ist Ledaga tiefgekühlt bei -15 bis -25 °C zu lagern. Nach dem Auftauen ist das Arzneimittel 60 Tage im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C haltbar.

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