Pharmazeutische Zeitung online
PAVK

Gefäßsport ist effektiv, wird aber selten praktiziert

Gehtraining gehört zu den effektivsten Therapien bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK). Wie eine Umfrage zeigt, nehmen aber nicht einmal 12 Prozent der Betroffenen ein solches Training wahr. Das teilt aktuell die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) mit.
PZ
29.11.2023  14:45 Uhr

Die PAVK gelte als Volkskrankheit: Rund jede vierte Person über 65 Jahren leide schätzungsweise an den arteriosklerotischen Veränderungen, die je nach Erkrankungsstadium zur Verengung oder gar zum Verschluss von Blutgefäßen führen, informiert die Fachgesellschaft. »Weil hiervon meist die Blutgefäße der Beine betroffen sind, können die Patientinnen und Patienten oft nur kurze Strecken zu Fuß zurücklegen, ohne dass die mit Blut unterversorgten Muskeln zu schmerzen beginnen und eine Pause erzwingen – diese häufigen Pausen haben der PAVK im Volksmund den Namen Schaufensterkrankheit eingetragen«, heißt es weiter. Zu den Hauptrisikofaktoren gehören Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck und ungünstige Blutfettwerte.

Strukturierter Gefäßsport könne dazu beitragen, dass die Strecke, die Patienten schmerzfrei zurücklegen können, sich wieder verlängert, und dass die Lebensqualität zunimmt. »In einer Vielzahl von Studien hat sich gezeigt, dass dieser Effekt sogar größer sein kann als der einer invasiven Revaskularisierung, bei der die Blutversorgung in den Beinen durch eine Operation oder durch die minimal invasive Aufdehnung des verengten Gefäßes wiederhergestellt wird«, schildert Dr. Dmitriy Dovzhanskiy, Gefäßchirurg am Universitätsklinikum Heidelberg. »Das Gehtraining gilt daher als eine der wichtigsten Säulen der PAVK-Therapie«, betont er.

»Verpasste Therapie-Chance«

Dennoch nehme die große Mehrheit der Patienten nicht an den entsprechenden Bewegungsangeboten teil: Laut DGG gaben von 235 stationär aufgenommenen PAVK-Patientinnen und -Patienten im Rahmen der Umfrage nur 11,4 Prozent an, jemals zum Gefäßsport oder zum Gehtraining gegangen zu sein. »Eine verpasste Therapie-Chance«, bedauert Dovzhanskiy.

Obwohl fast zwei Drittel der Befragten gewusst hätten, dass angeleiteter Gefäßsport die schmerzfreie Gehstrecke verbessern kann, hätten sie sich mehrheitlich nicht gut genug informiert gefühlt, berichtet die DGG. Nur 35,6 Prozent hätten angegeben, in der Klinik ausreichend über die Notwendigkeit oder die Vorteile eines Gehtrainings aufgeklärt worden zu sein, in der hausärztlichen Praxis sei dies sogar nur bei 25,8 Prozent erfolgt. »Besonders groß war das Informationsdefizit im Hinblick auf Trainingsangebote in Wohnortnähe«, berichtet Dovzhanskiy.

Die ärztliche Sicht

Einen möglichen Grund hierfür zeigt laut DGG eine zweite, parallel durchgeführte Umfrage, in der sich die DGG-Experten an die Mitglieder ihrer eigenen Fachgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Angiologie (DGA) wandten. »Hier zeigte sich, dass auch die behandelnden Ärztinnen und Ärzte oft keinen Überblick über die lokale Versorgungssituation haben«, schildert Privatdozent Dr. Christian-Alexander Behrendt, Chefarzt für Gefäßchirurgie an der Asklepios Klinik Wandsbek in Hamburg. »Nur ein gutes Drittel der Befragten kann ein strukturiertes Gehtrainingsangebot vor Ort sowie eine Ansprechperson nennen«, ergänzt der Studienleiter.

56 Prozent hätten zudem keine nützlichen Informationen darüber vermitteln können, wie die Betroffenen ein solches Training ausfindig machen können. Gleichwohl gaben laut DGG 90 Prozent der teilnehmenden Ärzte an, ihren Patienten ein solches Training zu empfehlen. »Diese Botschaft kommt aber offenbar nicht an«, konstatiert Behrendt. »Wir verpassen eine große Chance in der Arzt-Patienten-Kommunikation.« Als Grund für ein mögliches Kommunikationsdefizit sei in der Studie unter anderem der Zeitmangel im klinischen Alltag genannt worden.

Mehr Trainingsgruppen nötig

Doch nicht nur bei der Information, auch beim Angebot selbst hapere es. Der DGG zufolge soll zwar allen Patienten mit einer PAVK, die noch mobil genug sind, ein angeleitetes Gefäßtraining angeboten werden. »Ein flächendeckendes Angebot solcher Trainingsgruppen ist in Deutschland jedoch nicht verfügbar«, schreibt die DGG-Kommission PAVK und Diabetischer Fuß, der auch Behrendt und Dovzhanskiy angehören, in einem Beitrag in der Fachzeitschrift Gefäßchirurgie.

Die DGG appelliert daher dringend an ihre Mitglieder, an der Etablierung solcher Sportgruppen mitzuwirken.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa