Gefälschte Rezepte für Krebsmedikament im Umlauf |
Mehrere Berliner Apotheken hätten sich mit dem begründeten Verdacht auf gefälschte Rezepte an die Kasse gewandt, teilte die AOK Nordost mit. / © imago images/Müller-Stauffenberg
Mehrere Berliner Apotheken hätten sich mit dem begründeten Verdacht auf gefälschte Rezepte an die Kasse gewandt, teilte die AOK Nordost mit. Sie bittet alle Apotheken bundesweit, entsprechende Verordnungen besonders sorgfältig zu prüfen. Lonsurf® enthält die antineoplastischen Wirkstoffe Trifluridin und Tipiracil. Zugelassen ist es bei Magen- und kolorektalen Karzinomen. Je nach Dosierung und Menge kann eine Packung bis zu 3300 Euro kosten.
Auffällig sei bei den meisten Fälschungen, dass die Diagnose explizit genannt werde, obwohl dies bei Arzneimittelverordnungen nicht vorgesehen ist. Zudem werde sie in Laiensprache angegeben. Etwa sei ein Rezept für »Magenkrebs« ausgestellt worden. Weitere Indizien für Fälschung seien die fehlende Dosierung und ein gefälschter und zum Teil fehlerhafter Arztstempel.
Vermuten Apotheken eine Fälschung, sollten sie sich bei der Arztpraxis rückversichern, ob der Patient bekannt ist, rät die Krankenkasse. Sei das nicht der Fall, sollten die Apotheken direkt die Polizei informieren und sich mit der zuständigen Krankenkasse in Verbindung setzen. »Wir überprüfen abgerechnete Rezepte aktiv auf Auffälligkeiten, um Rezeptfälschungen frühzeitig zu erkennen und auf die Problematik hinzuweisen. Wir sind aber auch auf Verdachtsmeldungen der Apotheken und Arztpraxen angewiesen«, so Ralf Selle, Beauftragter zur Bekämpfung von Fehlverhalten bei der AOK Nordost.
Gefälschte Rezepte gingen im Normalfall nicht zulasten der abgebenden Apotheke. Allerdings behalte sich die Kasse vor, diese Rezepte zu retaxieren, wenn Apotheken »fahrlässig offensichtlich gefälschte Rezepte abrechnen«.
Immerhin hätten im vergangenen Jahr deutschlandweit eingelöste Rezeptfälschungen über das Peginterferon-alfa-2a-haltige Medikament Pegasys® zu einem sechsstelligen Schaden allein bei der AOK Nordost geführt und einen Lieferengpass hervorgerufen. Apotheken bundesweit sollten daher Papierrezepte besonders sorgfältig auf Fälschungsmerkmale überprüfen. Arztpraxen werden gebeten, E-Rezepte auszustellen.