Gefährliche Abhängigkeit von China |
Lukas Brockfeld |
04.07.2025 15:52 Uhr |
Der chinesische Präsident Xi Jinping besuchte am 9. Mai die große Militärparade in Moskau. / © Imago/ZUMA Press
Vertreter der deutschen Industrie warnen aktuell davor, dass die einheimische Produktion in hohem Maße von seltenen Erden aus China abhängig ist. Kürzlich hatte die Volksrepublik den Export der kritischen Rohstoffe gedrosselt, um ein Druckmittel im Handelsstreit mit den USA zu haben. Die Folgen dieser künstlichen Verknappung sind aktuell auch für deutsche Unternehmen zu spüren. Seltene Erden sind für die Halbleiterproduktion unerlässlich und werden beispielsweise für die Herstellung von Elektroautos benötigt.
Ein Großteil der weltweit produzierten seltenen Erden stammt aus China. Doch auch im Bereich der Arzneimittel und insbesondere der Antibiotika hat die Volksrepublik eine sehr große Marktmacht. Der Verband Pro Generika warnt jetzt vor einer ähnlichen Entwicklung bei lebenswichtigen Antibiotika.
»Wenn Rohstoffe zur Waffe werden, ist das gefährlich für unsere Versorgung. Lauterbachs Engpassgesetz ALBVVG sollte die Lage bei Antibiotika verbessern. Es reichte aber nicht aus: Kein Generikaunternehmen konnte auf dieser Basis in heimische Produktion investieren. Andere Länder sind mutiger, konsequenter und zeigen, wie es geht«, sagt Bork Bretthauer, Geschäftsführer Pro Generika.
Der Verband erklärt, dass andere Staaten schon aktiv an einer Reduzierung ihrer Abhängigkeit arbeiteten. So sei der schwedische Staat kürzlich in die Antibiotika-Produktion eingestiegen. Auch Österreich sei bereits aktiv geworden und habe durch die Unterstützung des Antibiotika-Werkes in Kundl eine wichtige Penicillin-Herstellungsstätte gerettet.
Für Bretthauer ist klar: »Wollen wir der veränderten Weltlage Rechnung tragen und geopolitische Risiken minimieren, brauchen wir eine ressortübergreifende Strategie für die Grundversorgung mit Generika.«
Laut Auswertungen von Pro Generika haben aktuell 110 Hersteller, die Antibiotika-Wirkstoffe für den europäischen Markt produzieren, ihren Sitz in China. 62 Produzenten stammen aus Indien. In ganz Europa, einschließlich des Vereinigten Königreichs, gibt es dagegen nur 54 Produzenten. Seit Langem wird davor gewarnt, dass die Volksrepublik im Konfliktfall die Lieferungen der oft lebenswichtigen Medikamente einstellen könnte, um Deutschland und Europa zu erpressen.