Gedisa will Retaxationen an den Kragen |
25.03.2025 12:00 Uhr |
Gedisa-Geschäftsführer Sören Friedrich machte sich für den Gemeinschaftsgedanken stark, der hinter den standeseigenen Plattformen steckt. / © LAV Sachsen-Anhalt/Pohl
Kerngedanke der Gedisa ist es, eine einheitliche digitale Plattform für alle deutschen Apotheken zu schaffen, um gemeinsame Dienstleistungen anzubieten. Doch das standeseigene Angebot ist nicht allein auf dem Markt. Was die Plattformen der Apothekerschaft mein-apothekenportal.de und mein-apothekenmanager.de schon leisten und wo die Reise künftig hingehen soll, stellte Gedisa-Geschäftsführer Sören Friedrich gestern Abend bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des Landesapothekerverbands Sachsen-Anhalt in Landsberg vor.
Vorab machte er deutlich, wie sich die Kundengruppen und deren Erwartungen in Zukunft ändern werden und dass die Verschiebung in Richtung Plattformen und digitale Messenger nicht aufzuhalten sei. »Gleichzeitig werden wir immer weniger Apotheken«, betonte er. Die knappen Ressourcen – auch angesichts des Fachkräftemangels – verlangten nach digitalen Tools, die zeitaufwendige Standard-Prozesse in der Offizin beschleunigten.
Wer bei dieser Entwicklung nicht mithalte, riskiere, dass große Player weiter in den Markt drängen. Damit meinte er ausdrücklich nicht die Versandhändler, sondern Amazon & Co. und »vielleicht sogar Drogeriemärkte wie dm«. Friedrich betonte: »Wir kämpfen gegen Große am Markt und wir sollten uns beeilen.«
Für dieses Jahr steht auf der Gedisa-Agenda im Fokus, dem lästigen Retax-Thema an den Kragen zu gehen. Und zwar mit einer strukturierten und standardisierten Übermittlung verschiedener Datenformate. Die Herausforderung: unterschiedliche elektronische Datensätze zu erkennen und Schnittstellen für eine reibungslose Übertragung zwischen Apotheke, LAVen und Kassen zu schaffen.
Auch die Aufbewahrung von digitalen Dokumenten mit Blick auf die Ordnungsmäßigkeit, Vollständigkeit, Sicherheit, Verfügbarkeit, Nachvollziehbarkeit, Unveränderlichkeit sowie der Zugriffsschutz soll gesichert sein. Die Daten der jeweiligen Betriebsstätte sollen verschlüsselt auf einer Cloud liegen, die in Gedisa-Hand ist und für die jede Betriebsstätte ihren eigenen Schlüssel erhält.
In weiteren Ausbaustufen gilt es, mithilfe von KI die Flut von Kleinstretaxationen zu erkennen, deren Wert oft in keinem Verhältnis zum Bearbeitungsaufwand steht. Die KI soll bei den Fällen, die zunächst unter den § 300 SGB V fallen, Muster aufspüren und sogar fertige Antwortschreiben produzieren. Ziel ist es, dass die Kleinbeträge künftig kein einträgliches Geschäft mehr sein werden. Kalkulierbarer und transparenter wird laut Friedrich auf diese Weise ebenfalls, wie hoch die zu erwartende Rückforderungssumme ausfällt. Der Gedisa-Chef hat die Vision, das Thema Retax bis Mitte 2026 vom Tisch zu haben.
Das Ganze will finanziert werden. Und kostet im Rahmenvertrag mit dem Verband 39 Euro monatlich pro Betriebsstätte. Im Rahmen der Sondersitzung galt es, einen Beschluss zu fassen. Die zusätzliche finanzielle Belastung sorgte für Diskussionsstoff unter den anwesenden LAV-Mitgliedern. »Überall zahlen wir doppelt und dreifach« oder »der Fokus sollte auf Praktikabilität im Alltag« liegen, hieß es.
Es stellte sich auch die Frage, ob alle Funktionen der beiden Plattformen überhaupt sinnvoll seien. Am Ende stimmte doch eine große Mehrheit für die Weiterfinanzierung des Leistungsportfolios und den Betrieb der digitalen Lösung. Nachdem die Anschubfinanzierung Ende 2024 ausgelaufen war, hatte zunächst die Verbände das erste Quartal übernommen. Bis Ende des Jahres sind nun alle am Zug.
Am Schluss informierte der Verbandsvorsitzende Mathias Arnold noch über die neue ABDA-Plakatkampagne. Neu hinzugekommen ist der Motiv-Generator. So können die Apothekenteams individualisierte Plakate gestalten, auf die sie das Gesicht eines Mitarbeiterin und eines Mitarbeiters integrieren. Weitere Informationen dazu, finden Sie hier.