Futibatinib in EU zugelassen |
Sven Siebenand |
10.07.2023 15:54 Uhr |
Das Cholangiokarzinom ist aufgrund unspezifischer Symptome wie Bauchschmerzen, Nachtschweiß und Müdigkeit schwer zu diagnostizieren. / Foto: Adobe Stock/sebra
Das Cholangiokarzinom (CCA) entwickelt sich in den Gallengängen. Pro Jahr erkranken in Europa zwischen 6000 und 8000 Menschen neu an einem CCA. Oft sind bei diesem Tumor genetische Veränderungen nachweisbar, etwa Fusionen oder Rearrangements des Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptors 2 (Fibroblast Growth Factor Receptor 2, FGFR2). Diese gelten als starke onkogene Treiber, weil sie eine ligandenunabhängige Rezeptor-Dimerisierung fördern können. Die FGFR2-Dimerisierung aktiviert den FGFR-Signalweg, der an zellulären Prozessen wie Proliferation, Überleben, Migration und Angiogenese beteiligt ist.
Bereits 2021 kam der Kinasehemmer Pemigatinib (Pemazyre®, Incyte) auf den deutschen Markt. Dieser ist ein selektiver Inhibitor der FGFR-Isoformen 1, 2 und 3, der die FGFR-Phosphorylierung und -Signalübertragung hemmt. Der nun in der EU neu zugelassene Arzneistoff Futibatinib (Lytgobi®, Taiho Pharma) hat einen sehr ähnlichen Wirkmechanismus: Neben den Isoformen 1, 2 und 3 hemmt er zudem die Isoform 4 von FGFR.
Das zugelassene Anwendungsgebiet von Futibatinib entspricht vollständig jenem von Pemigatinib. Beide Arzneistoffe sind bei Erwachsenen für die Behandlung des lokal fortgeschrittenen oder metastasierten CCA bestimmt, das durch Fusion oder Umlagerung des FGFR2 gekennzeichnet ist. Bedingung ist, dass die Erkrankung nach mindestens einer vorangegangenen systemischen Therapie fortgeschritten ist.
Die empfohlene orale Anfangsdosis beträgt 20 mg Futibatinib einmal täglich. Die gleichzeitige Anwendung des Wirkstoffs mit starken CYP3A4/P-gp-Hemmern sowie starken oder mittelstarken CYP3A4/P-gp-Induktoren sollte vermieden werden. Unter der Einnahme von Lytgobi wird eine phosphatarme Diät empfohlen. Eine phosphatsenkende Therapie sollte begonnen werden, wenn der Serumphosphatspiegel ≥ 5,5 mg/dl ist. Wenn der Serumphosphatspiegel > 7 mg/dl ist, sollte die Futibatinib-Dosis je nach Dauer und Schweregrad der Hyperphosphatämie entsprechend angepasst werden.
In der Fachinformation wird auch auf die Möglichkeit einer serösen Netzhautablösung durch das neue Medikament hingewiesen. Diese kann mit Symptomen wie verschwommenem Sehen, Glaskörperflocken oder Photopsie einhergehen. Eine augenärztliche Untersuchung sollte vor Beginn der Therapie, sechs Wochen danach und bei visuellen Symptomen jederzeit durchgeführt werden. Auch ein trockenes Auge kann durch den neuen Wirkstoff hervorgerufen werden.
Zu den häufigsten beobachteten Nebenwirkungen von Futibatinib zählen Hyperphosphatämie, Erkrankungen der Nägel, Obstipation, Alopezie, Diarrhö, Mundtrockenheit, Ermüdung, Übelkeit, trockene Haut, Abdominalschmerz, Stomatitis, Erbrechen, Arthralgie und verminderter Appetit.