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Review und Metaanalyse

Für Senioren ungeeignete Medikation nimmt weltweit zu

Eine potenziell inadäquate Medikation im Alter (PIM) wird immer noch zu häufig verschrieben. Während Deutschland verhältnismäßig gut dasteht, nimmt der Anteil betroffener Senioren weltweit zu.
Daniela Hüttemann
08.08.2023  09:00 Uhr

Von PIM (Potentially Inappropriate Medication) sprechen Pharmazeuten und Pharmakologen, wenn das Nutzen-Risiko-Verhältnis eines Medikaments für einen älteren Menschen, definiert ab 65 Jahren, zunehmend ungünstig ausfällt, zum Beispiel vermehrt Nebenwirkungen auftreten können. Die erste Liste, die PIM für Senioren aufführte, war die Beers-Liste. In Deutschland enthält die Priscus-Liste entsprechende Arzneistoffe. Im Januar dieses Jahres erschien die deutlich erweiterte Version 2.0, die 187 Wirkstoffe nennt.

Trotz aller Bemühungen, die Arzneimitteltherapiesicherheit zu erhöhen, scheint der Anteil von PIM-Verordnungen weltweit jedoch zuzunehmen. Das liegt vermutlich vor allem daran, dass die Bevölkerung in vielen Ländern rapide altert und damit Multimorbidität und Polymedikation steigen. Nicht immer gibt es für PIM eine sichere Alternative und nicht für jeden Patienten über 65 Jahren muss ein bestimmter Wirkstoff ungeeignet sein.

Chinesische Forschende der Sichuan-Universität in Chengdu haben in einem Review und Metaanalyse erfasst, wie hoch die Prävalenz von PIM weltweit ist. Es flossen 94 Fachartikel mit 371,2 Millionen ambulant behandelten Patientinnen und Patienten aus 17 Ländern ein, die zwischen 1990 und 2022 erschienen sind. Berücksichtigt wurden auch vier Veröffentlichungen aus Deutschland.

Mehr als jeder dritte Senior erhält ein PIM

»Insgesamt lag die gepoolte Prävalenz von PIM bei 36,7 Prozent«, berichten die Forschenden jetzt im Fachjournal »JAMA Network Open«. Mehr als jeder Dritte über 65 Jahren erhält also ein für ihn aufgrund seines Alters potenziell ungeeignetes Medikament.

Die höchste Prävalenz für die Verordnung von PIM hatten afrikanische Länder (durchschnittlich 47,0 Prozent PIM-Gebrauch), gefolgt von Südamerika (46,9 Prozent), Asien (37,2 Prozent), Europa (35,0 Prozent), Nordamerika (29,0 Prozent) und Ozeanien (23,6 Prozent). In Ländern mit geringem Einkommen war die PIM-Prävalenz am größten. Deutschland steht diesen Daten zufolge mit 14 Prozent im europaweiten Vergleich und sogar weltweit am besten da. 

Die Verwendung von PIM bei älteren Patienten sei in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer häufiger geworden, schließen die Forschenden auch im Vergleich zu einer Metanalyse, die Studien bis 2019 berücksichtigte. Vor vier Jahren lag die weltweite Prävalenz für PIM noch bei 33,3 Prozent. »Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit weltweiter Gesundheitsreformen und Verbesserungen der Arzneimittelsicherheit für ambulante Patienten«, folgert das Autorenteam.

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