Für die Soforthilfe fehlt der Zeitplan |
Jennifer Evans |
29.09.2025 11:06 Uhr |
Zwischen Enttäuschung und Hoffnung: Mathias Arnold und Claudia Korf analysierten die geplante Apothekenreform bei den LAV-Wirtschaftstagen in Merseburg. / © LAV/Katrin Pohl
Es überrascht nicht, dass Mathias Arnold, Vorsitzender des Landesapothekerverbands Sachsen-Anhalt, den Besuch von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) auf dem Deutschen Apothekertag in Düsseldorf zum Schwerpunkt seines politischen Lageberichts in Merseburg machte. Dafür stellte Arnold die Versprechen im Koalitionsvertrag den Eckpunkten des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) für eine Apothekenreform gegenüber und gab eine Einschätzung zu den Inhalten ab.
Die Glaubwürdigkeit einer Regierung lässt sich seiner Ansicht nach am Koalitionsvertrag messen. Kein Wunder, dass die Enttäuschung in Sachen Honorierung groß ist. Denn die darin festgeschriebene Erhöhung des Fixums auf 9,50 Euro hat Ministerin Warken erstmal vertagt – angesichts der Haushaltslage des Bundes. Arnold hält die Ankündigung, diese Hauptforderung der Apothekerschaft »auf Wiedervorlage« zu legen, für »unverantwortlich und dramatisch«. Ebenso schlimm erachtete er den Plan, die Honorierung an die Finanzlage der Kassen zu knüpfen.
Der Personalmangel, das Apothekensterben sowie die Tatsache, dass Apotheken die Möglichkeit pharmazeutischer Dienstleistungen nicht voll ausschöpften, hänge direkt mit ihrer finanziellen Situation zusammen, betonte Arnold. Zusätzlich erschwerten Tarife, Inflation und andere Kostendynamiken sowie der Mindestlohn die Lage.
Der permanente Kostenanstieg warte aber nicht darauf, bis »mal wieder Geld da ist«. Außerdem machte Arnold deutlich, dass zusätzliche Dienstleistungen nicht zur Kernkompetenz der Apothekerschaft gehören und demzufolge »zusätzlich honoriert« werden müssten. Abgesehen davon hält er die Toleranzgrenze des Wortes »sofort« für die angekündigte Soforthilfe für längst überschritten und kritisiert, dass es dafür jetzt sogar keinen Zeitplan mehr gibt.
Eine klare Absage erteilte der LAV-Vorsitzende auch dem Vorhaben des Ministeriums, PTA zu befugen, die Vertretung in einer Offizin übernehmen zu dürfen – zumindest zeitweise. Arnold warnte davor, dass dies in der »juristischen Endkonsequenz die Abschaffung des bisherigen Berufsbilds des Apothekers« bedeute. Außerdem handele es sich bei diesen Plänen um eine »indirekte Leistungskürzung«. Grundsätzlich zeigte Arnold sich aber offen dafür, das Berufsbild der PTA weiterzuentwickeln, etwa im Bereich pharmazeutische Dienstleistungen oder Impfungen – allerdings immer unter Aufsicht eines Approbierten.
Die Frage, für wie viele Apothekenbetriebe die vertagte Fixuserhöhung bald das Aus bedeutet, fragte sich auch die Geschäftsführerin Ökonomie der ABDA, Claudia Korf. Viele Apotheken hätten »durchgehalten« und auf das versprochene Sofortprogramm vertraut, wie sie in ihrem Vortrag bei den Wirtschaftstagen hervorhob. In diesem Zusammenhang erwähnte sie, dass aktuell lediglich noch 12.300 selbständige Wirtschaftseinheiten existieren und 45 Prozent der Betriebe inzwischen bereits in eine Filialstruktur eingebunden seien.
Allein die Kostensteigerung einer Durchschnittsapotheke im ersten Quartal 2025 bezifferte sie auf plus 3,7 Prozent, was 5400 Euro entspricht. Als größte Kostentreiber nannte sie: Personal und IT-Ausstattung. Beides Posten, von denen die Offizinen sehr abhängig seien. Zudem habe sich der Wareneinkauf verteuert, weil Arzneimittel immer mehr kosteten. Damit sei der Wareneinsatz oft höher als der Nettoumsatz.
Auch sie hält es für bedenklich, wenn das BMG bei den Apotheken sparen will. Denn sie machen laut Korf nur 1,9 Prozent der GKV-Kosten aus. »Wenn man uns kaputtspart, würde man nie so viel gewinnen, um die GKV zu retten«, betonte sie.