Fünf Apostart-Finalisten stehen fest |
Melanie Höhn |
05.09.2023 16:30 Uhr |
Am 27. September 2023 wird der Apostart-Gewinner im Inspiration-Lab auf der Expopharm gekürt. / Foto: Denis Schorn
Ende September trifft sich die Apotheken- und Pharmabranche in Düsseldorf zu Europas größter Pharmamesse, der Expopharm. Am 27. September 2023 wird auch wieder der Apostart-Gewinner im Inspiration-Lab auf der Messe gekürt. Nun haben die PZ-Leser abgestimmt, wer die fünf Finalisten sind:
Das Start-up will Patientinnen und Patienten, Medizinerinnen und Mediziner, Pharmaunternehmen sowie Gesundheitsdienstleister über eine Plattform und eine technologische Infrastruktur direkt miteinander verbinden – so sollen gemeinsam neue Erkenntnisse für bessere Behandlungen und Ergebnisse erzielt werden. Patienten sollen ein »digitales Zuhause« zur Erkrankungs- und Therapiebegleitung bekommen, wo sie durch pharmazeutische Expertinnen und Experten unterstützt werden und sich mit anderen Patientinnen und Patienten vernetzen können. Außerdem soll ihnen die Möglichkeit geboten werden, ihren Gesundheitszustand und den Erkrankungs- und Therapieverlauf wissenschaftlich zu tracken – diesen können sie mit ihrer Apothekerin/ihrem Apotheker oder dem Arzt/der Ärztin besprechen.
Apothekerinnen und Apotheker sollen durch XO Life eine digitale, unabhängige und kostenfreie Präsenz erhalten, um digital für ihre Kunden präsent und verfügbar zu sein. Die Plattform wird wissenschaftlich durch Forschungsinstitute und medizinische Fachgesellschaften, wie etwa der Charité, sowie medizinischen Fachverlagen begleitet und verfolgt einen hybriden Ansatz, indem konkreter Support durch pharmazeutische Experten mittels Chat und Teleanwendung angeboten wird. Bereits jetzt sei XO Life laut Unternehmensangaben die weltweit einzigartige Plattform in dieser Form.
Die Gewinnung von Fachkräften ist für die Zukunft der Apotheke ein entscheidender Faktor. Das Anerkennungsverfahren für zugewanderte Pharmazeutinnen und Pharmazeuten ist kompliziert, Arbeitgeber und zugewanderte Fachkräfte scheitern oftmals an der Realität. Qualifizierungskonzepte müssen überdacht und der Lebenswirklichkeit zugewanderter Pharmazeutinnen und Pharmazeuten angepasst werden, erklärt die Völker-Schule. Oftmals stehen familiäre und wirtschaftliche Herausforderungen einer beruflichen Entwicklungschance entgegen.
Die Projektstrategie der Schule ist ein Vorbereitungskurs auf die Eignungs- und Kenntnisprüfung mit abschließender Prüfung und basiert im Wesentlichen auf dem Konzept des »Blended Learning«. Dabei werden die unterschiedlichen Lernformen (Präsenz- und E-Learning) verzahnt und zu einer Einheit zusammengeführt. So soll es gelingen, die Vorteile der jeweiligen Lernform einzubringen und die Nachteile der anderen Lernform zu kompensieren. Dieses Vorgehen sei laut Firmenangaben bundesweit einmalig im Bereich der Qualifizierung zugewanderter pharmazeutischer Fachkräfte.
Die Qualifizierung ausländischer Fachkräfte beginnt mit dem Onboarding. Die zukünftigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer befinden sich zu diesem Zeitpunkt noch im Herkunftsland oder in Deutschland und sind teilweise im Nebenjob in deutschen Apotheken tätig. Um die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Anerkennungsverfahren als PTA zu prüfen, erfolgt eine intensive Information und Beratung der ausländischen Fachkräfte in enger Abstimmung mit Apotheken, Jobcentern und der Agentur für Arbeit, Personalagenturen, Anerkennungsberatungsstellen und Anerkennungsbehörden. Stimmen die Eingangsvoraussetzungen, beginnt der 11-monatige Vorbereitungskurs im August eines jeden Jahres. Vier einwöchige Praxisphasen in der Schule ermöglichen im Anschluss an den Distanzunterricht die praxisnahe Umsetzung der online vermittelten Inhalte im Galenik-Labor, etwa mit automatischen Rührsystemen und Chemie-Labor, im Umgang mit aktueller Apotheken-EDV sowie in der Beratungssituation in der schuleigenen Übungsapotheke. Ergänzt wird die praktische Qualifizierung durch 3 Wochen Apothekenpraktikum während der Schulferien, in denen die zugewanderten Fachkräfte in der Nähe ihrer Wohnorte tätig sind. 39 Zugewanderte haben seit Beginn der Maßnahme 2020 die Prüfung erfolgreich absolviert. Das entspricht einer Erfolgsquote von 97,5 Prozent.
Über 30 Prozent der über 65-Jährigen nehmen täglich fünf oder mehr Tabletten, gleichzeitig geben 39 Prozent einer Umfrage zufolge an, dass das »Vergessen« ihrer Medikationseinnahme der Hauptgrund ist, wieso sie sich nicht an ihre Arzneimitteltherapie halten. Dieses Problem will die Easy-Med-Box angehen und hat dafür einen digitalen Tablettenspender entwickelt, der auf patientenindividuell verpackten Blistern basiert und das richtige Medikament in der richtigen Dosis zur richtigen Zeit bereitstellen soll. Zusätzlich bietet das Unternehmen eine Rundumüberwachung der Medikation an, etwa durch Medikationsanalysen, Vitalwertüberwachung in Zusammenhang mit Medikationsänderungen und einer Alarmfunktion bei Nicht-Einnahme für die Angehörigen. Das Gerät funktioniert laut Firmenangaben ohne jeglichen Installations- und Einrichtungsaufwand.
Die Easy-Med-Box soll ausschließlich über Vor-Ort Apotheken vertrieben werden. Hierfür arbeitet das Unternehmen aktuell schon mit drei Apotheken zusammen, welche ebenfalls als Investor in das Unternehmen eingestiegen sind. Der große Vorteil der Easy-Med-Box laut der Gründer sei der »Aufbau einer langfristigen und sicheren Kundenbeziehung im Kampf gegen den Online-Handel« sowie der »massive Zugewinn an der Arzneimitteltherapiesicherheit«, den die Verblisterung selbst schon biete.
Apotheken setzen oftmals individuelle Rezepturen ein. Die Qualitätskontrolle erfolgt dabei durch chemische und Nah-Infrarotspektroskopie. Das mittlere Infrarot (MIR) bietet hohe Genauigkeit, erfordert jedoch normalerweise teure Ausrüstung sowie den Erwerb oder Aufbau einer ebenfalls kostenintensiven Referenzdatenbank. Zudem werde Fachpersonal für die Datenauswertung gebraucht und sei daher eher auf einen Laborbetrieb als auf den Apothekenalltag ausgerichtet. An diesen Schwachstellen setzt das Start-up an und hat auf Basis eines kompakten und kostengünstigen MIR-Spektrometers namens »Sweeb« eine cloudbasierte Plattform geschaffen, die jeder Apotheke die Identitätsprüfung ohne Chemikalien und innerhalb von Sekunden ermöglichen will.
Der Analyseprozess ist sehr einfach: Eine geringe Probenmenge wird verwendet und automatisch wird ein Bericht durch die Analyseplattform erstellt. Die cloudbasierte Plattform nutzt eine expandierende Datenbank, was die Genauigkeit verbessert. Jeder Nutzer kann zu dieser Datenbasis beitragen, die Analysegenauigkeit verbessern und damit anderen Apotheken helfen. Neben der Identitätsprüfung plant das Unternehmen, langfristig weitere Analysealgorithmen anzubieten, etwa für Qualitätskontrollen bei der Defektur und für quantitative Analysen von Wirkstoffgehalten.
Sweeb soll laut Unternehmensangaben selbst kleinen Apotheken den Zugang zu einer hochqualitativen Analytik ermöglichen. Apotheken könnten dadurch schneller, effizienter und kostengünstiger arbeiten, wobei sich gleichzeitig die Patientensicherheit weiter erhöhe. Ein breiter Einsatz von MIR-Spektroskopie in Apotheken werde den wachsenden Ansprüchen an die Qualitätssicherung gerecht und stärke ihre Alleinstellung bei der individualisierten Arzneimittelzubereitung. Dies sei gerade im Hinblick auf die zu erwartende Zunahme individualisierter Medizin wichtig. Außerdem werde die Hürde für die Anfertigung von Defekturarzneimitteln gesenkt. Die Möglichkeit quantitativer Analysen spare zudem Kosten für Test-Kits etwa zur THC- und CBD-Gehaltsmessung in medizinischem Cannabis.
Durch die Analyseplattform könnten Apotheken langfristig ihr Serviceangebot erweitern, etwa durch die schnelle Analyse und Bestätigung von Inhaltsstoffen in von Kunden mitgebrachten Produkten. Laut Unternehmensangaben könne die MIR-Spektroskopie zudem in Kombination mit einer offenen Referenzdatenbank und intelligenten Algorithmen eine ideale Technologie für den Apothekenmarkt sein, die langfristig auch zusätzliche Geschäftsmodelle ermöglicht.
Dieses Start-up hat per Wild Card direkt die Finalrunde erreicht. Im Kern geht es darum: Das Sammeln von Gesundheitsdaten löst bei vielen Menschen Unbehagen aus, gerade im deutschsprachigen Raum zögern viele Menschen, ihre Gesundheitsdaten zu teilen. Eine digitale Lösung in Form eines Online-Escape-Rooms soll den komplexen Themenbereich der Nutzung von Gesundheitsdaten spielerisch erklären und die breite Bevölkerung durch Rätsel und Wissensbeiträge zum Thema Gesundheitsdaten aufklären. Mit »Escape the Unknown« möchte Roche ein Umdenken und eine gesteigerte Gesundheitskompetenz erreichen.
Es werden Möglichkeiten der Studienoptimierung und der Entwicklung personalisierter Therapien mithilfe von Daten dargestellt. Zudem soll aufgezeigt werden, wie Künstliche Intelligenz (KI), Big Data, Real World Data und ähnliche Ansätze die medizinische Versorgung verbessern können. Dabei sollen unter anderem folgende Fragen beantwortet werden: Was sind Gesundheitsdaten und wie können sie Forschung und Entwicklung zugeführt werden? Wie können mithilfe von Daten Studien optimiert und personalisierte Therapien entwickelt werden? Im Gegensatz zu traditionellen Lernmethoden steigern Online-Escape-Rooms laut Roche auf natürliche Weise das Engagement.