Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Bluttest und Bildgebung

Früh- und Echtzeitmarker für die Alzheimer-Pathologie

Viel Aufsehen erregte eine kürzlich publizierte Studie, in der gezeigt wurde, dass sich p-tau217 als blutbasierter Biomarker für eine frühe Alzheimerdiagnostik eignet. Derart wichtige Ergebnisse müssen unabhängig reproduziert werden. Eine neue Studie zeigt nun, dass p-tau217 zwar ein zuverlässiger, aber nicht umfassend einsetzbarer Biomarker ist.
AutorKontaktTheo Dingermann
Datum 26.08.2025  16:20 Uhr

Im Rahmen einer multizentrischen, diagnostisch-prognostischen Längsschnittstudie stellten Forschende um Dr. Philip S. Insel vom Department of Psychiatry and Behavioral Sciences der University of California in San Francisco die Frage, inwieweit der kürzlich beschriebene Plasma-Biomarker Phospho-Tau217 (p-tau217) und eine Tau-Positronenemissionstomographie (PET) zur Beurteilung von Krankheitsmodifikationen im Stadium der präklinischen Alzheimer-Erkrankung (AD) eingesetzt werden können. Die Ergebnisse dieser Studie, die auch als unabhängige Bestätigung von p-tau217 gewertet werden kann, veröffentlichte das Team im Fachjournal »JAMA Neurology«.

Basierend auf Daten der Anti-Amyloid Treatment in Asymptomatic Alzheimer’s Disease (A4)-Studie und deren Begleitstudie LEARN (Longitudinal Evaluation of Amyloid Risk and Neurodegeneration) analysierten die Forschenden die zeitgleichen Veränderungen von Tau-Biomarkern und kognitiven Parametern über einen Follow-up-Zeitraum von bis zu acht Jahren.

Die Studienpopulation umfasst insgesamt 1707 ältere, kognitiv unauffällige Probanden im Alter von 65 bis 85 Jahren, davon 1169 Amyloid-positive Patienten (Aβ+; mittleres Alter 71,5 Jahre, 60 Prozent weiblich). Die Amyloid-Positivität wurde durch eine PET-Analyse bestimmt. Die kognitive Entwicklung erfassten die Forschenden über den Preclinical Alzheimer Cognitive Composite (PACC)

Differenzierte Aussagekraft von Tau-PET vs. p-tau217

Die Ergebnisse zeigen, dass bei Aβ+-Teilnehmern nach 36 Monaten die stärksten Effektgrößen für den Anstieg der Tau-PET-Werte im inferioren Temporallappen und im Gyrus fusiformis, einer Gehirnwindung der Großhirnrinde des Schläfenlappens, auftraten. Die Daten deuten auf eine exponenzielle Progression der Tau-Pathologie im präklinischen Stadium hin. Im Gegensatz dazu zeigt die Region um die Area entorhinalis (ERC) am medialen Rand der Großhirnlappen keine signifikante Beschleunigung, was auf eine mögliche Sättigung oder Plateaubildung hindeuten könnte.

Plasma-p-tau217-Werte steigen bei Aβ+-Personen ebenfalls signifikant an. Allerdings zeigen diese eine signifikante Verlangsamung im weiteren Verlauf. Diese nicht lineare Dynamik könnte auf eine frühe, Amyloid-getriebene Phosphorylierung von Tau hinweisen, die sich später verlangsamt, möglicherweise aufgrund einer Umverteilung von p-tau217 in Gewebe oder aufgrund eines Feedback-Mechanismus.

Hinsichtlich der prognostischen Aussagekraft korreliert der Baseline-Wert von Tau-PET im ERC am stärksten mit der zukünftigen kognitiven Verschlechterung, gefolgt von den Baseline-Werten von Plasma-p-tau217. Dies unterstreicht die Bedeutung beider Marker für die Rekrutierung von Hochrisikopersonen in Präventionsstudien.

Interessanterweise ist die zeitgleiche Veränderung von Plasma-p-tau217 jedoch nicht oder bestenfalls nur moderat mit der kognitiven Veränderung assoziiert, was auf eine längere Latenz zwischen der p-tau217-Dynamik und der kognitiven Manifestation hindeutet.

Im Gegensatz dazu korrelieren die zeitgleichen Veränderungen beim Tau-PET, insbesondere in frontoparietalen Regionen, stark mit der kognitiven Entwicklung. Diese Befunde legen nahe, dass Tau-PET eine direkte, zeitlich parallele Beziehung zur kognitiven Progression aufweist und daher als Echtzeit-Marker für den Krankheitsverlauf und für Therapieeffekt geeignet ist.

Schlussfolgerungen und klinische Relevanz

Die Autoren diskutieren, dass Plasma-p-tau217 vermutlich ein früher, Amyloid-assoziierter Marker ist, der die initiale Phosphorylierung von Tau reflektiert, bevor sich faserförmige Tangles in der PET-Bildgebung manifestieren. Die starke Korrelation mit Aβ-PET und die Fähigkeit, die Assoziation zwischen Aβ und Tau-PET zu vermitteln, sprechen dafür, dass p-tau217 eine Schlüsselrolle in der frühen Pathophysiologie spielt. Tau-PET hingegen scheint näher mit der neuronalen Dysfunktion und dem kognitiven Verfall gekoppelt zu sein, insbesondere wenn die Pathologie in frontoparietale Netzwerke übergeht.

Somit demonstriert die Studie, dass Tau-PET nicht nur prognostisch wertvoll ist, sondern auch Echtzeit-Veränderungen der Kognition widerspiegelt – eine entscheidende Voraussetzung für die Beurteilung von Krankheitsmodifikation in klinischen Studien. Plasma-p-tau217 dagegen eignet sich hervorragend zur Frühidentifikation von Hochrisikopersonen, da dieser Biomarker bereits in frühen Stadien auffällig wird.

Für Studien, in denen ein therapeutischer Effekt auf die Tau-Pathologie überprüft werden soll, ist Tau-PET daher der geeignetere sekundäre oder intermediäre Endpunkt. Die Kombination aus plasmabasiertem Screening (p-tau217) und bildgebender Verlaufskontrolle (Tau-PET) könnte die Effizienz und Sensitivität zukünftiger Alzheimer-Präventionsstudien erheblich steigern.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa