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Apobank-CEO Matthias Schellenberg

»Freiberufler betreiben zu einem gewissen Grad Selbstausbeutung«

Matthias Schellenberg ist seit März 2022 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank). Im Interview mit der PZ sprach der CEO über die vergangenen IT-Probleme der Bank, neue Herausforderungen und wie sich das Investitionsvolumen bei Übernahmen verändert hat.
Alexander Müller
26.11.2024  10:15 Uhr

Wie geht es der Apobank Bank heute?

Insgesamt geht es der Apobank sehr gut. Wir haben viele Hausaufgaben in den letzten Jahren erledigt. Die Agenda 2025 wird konsequent abgearbeitet. Wir sind deutlich schneller, schlanker und stärker geworden. Das ist wichtig bei der Beratung zu Existenzgründungen und Finanzierungsfragen, aber auch beim Thema Vermögen. Allein in den vergangenen zwei Jahren haben wir mehr als zwei Milliarden Euro für unsere Vermögensverwaltung gewonnen.

Wo liegt das betreute Depotvolumen der Apobank?

Das gesamte Depotvolumen liegt bei knapp 19 Milliarden Euro. Das Depotvolumen unserer Kundinnen und Kunden auf der Privatkundenseite liegt bei rund 13,3 Milliarden Euro. Unser Ziel ist es, in allen Finanzfragen zum Fixstern für unsere Heilberuflerinnen und Heilberufler zu werden. Dazu gehören die Existenzgründung, die Finanzierung inklusive Baufinanzierung sowie Vermögen und Altersvorsorge.

Ist die Apobank bei »normalen Dienstleistungen« auf Augenhöhe mit anderen Bankhäusern?

Wir können nicht nur mithalten, wir sind in dieser spezifischen Kundengruppe besser als andere. Wir kennen den Gesundheitsmarkt wie keine andere Bank. Und um den genossenschaftlichen Gedanken zu betonen, gehen wir regional in den Wissensaustausch mit den Heilberufen, was sehr gut angenommen wird.

Sind die IT-Probleme überwunden?

Das ist eine Aufgabe, die nie aufhört. Was wir erreicht haben in den vergangenen gut zwei Jahren: Wir haben ein stabiles IT-System, auf das wir uns verlassen können. Wir haben unser Online-Banking auf ein anderes Niveau gehoben. Hier mussten zugegebenermaßen Kundinnen und Kunden mit uns durch eine Zeit der Reparatur gehen. Die ist jetzt in der Basis abgeschlossen. Um im Bild zu bleiben: Das Haus ist saniert, jetzt fangen wir an, die Räume schick zu machen. Zum Ende des Jahres werden wir die größten Schmerzpunkte auf der Online-Banking-Seite abgearbeitet haben. Und zum Beginn des neuen Jahres werden wir eine komplett überarbeitete App an den Start bringen.

Wo sehen Sie aktuell noch die größten Herausforderungen für die Apobank?

Also, eine große Herausforderung ist für alle Banken das regulatorische Umfeld. Die Anforderungen sind in den letzten Jahren explosionsartig gestiegen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Beim Thema Nachhaltigkeit müssen wir umfangreichste Reportings liefern über Dinge, die wir teilweise selbst nur über Dienstleister erfahren, etwa zur CO2-Belastung. Aber die Tiefe und Anzahl der geforderten Daten – neben dem Finanzbericht, das belastet uns wie alle anderen Banken auch.

Was ist die Besonderheit einer Genossenschaftsbank?

Das genossenschaftliche Prinzip, also die gegenseitige Unterstützung, keine ausschließliche Ausrichtung auf Gewinnmaximierung – ohne dabei betriebswirtschaftliche Belange, Kosteneffizienz und auch Gewinnerzielung aus dem Auge zu verlieren. So unterstützen wir beispielsweise bei größeren Einheiten wie MVZ die ärztlich geleiteten Unternehmensgründungen und nicht investorengetriebene.

Wie wichtig ist die Freiberuflichkeit für die nachfolgenden Generationen?

Auf der politischen Seite war die Freiberuflichkeit sicher nicht im Fokus. Der Mittelstand ist aber das Rückgrat der deutschen Wirtschaft und der Freiberufler ist dabei ein ganz entscheidender Faktor im Sinne der Resilienz für die Gesundheitsversorgung und die wohnortnahe Versorgung.

Das Apotheken-Reformgesetz kommt nicht mehr. Was, glauben Sie, kommt als Nächstes auf den Markt zu?

Für die Apotheken ist es zunächst gut, dass dieses Gesetz nicht kommt. Es bleibt natürlich in der Schwebe, was unter einer neuen Regierung dann an notwendigen Reformen angegangen wird für die Apotheken. Wir sehen die Versorgung mit Arzneimitteln gefährdet und ich denke, hier ist es wichtig, sich zur wohnortnahen Versorgung durch Apotheker und Apothekerinnen zu bekennen und auch die Rahmenbedingungen so zu setzen, dass dieses System, das sehr wertvoll, nicht nur erhalten bleibt, sondern gefördert und gestärkt wird.

Die Apothekenzahl sinkt, die verbliebenen Apotheken werden immer größer. Was bedeutet das für das Geschäft der Apobank?

Bei den Übernahmen steigen die Durchschnittssummen deutlich, mit echten Sprüngen. Wir liegen jetzt bei rund 700.000 Euro. Wir sehen aber auch eine große Disparität, also Übernahmen von Apotheken zu einem symbolischen Preis, bei denen nur das Warenlager bezahlt wird, und Apotheken, die für viele Millionen übergeben werden. Das bedeutet für uns einen erhöhten Beratungsbedarf, der aber auf das Geschäftsmodell der Apobank besonders einzahlt. Denn die Finanzierung ist eine Sache, aber die betriebswirtschaftliche Betreuung gerade in den ersten zwei Jahren einer Niederlassung entscheidend für den dauerhaften Erfolg – und hier ist unser Know-how einzigartig.

Könnte man die Spezialisierung auch als Klumpenrisiko bezeichnen?

Statistisch gesehen könnte man das sagen, weil wir uns auf diesen einen Markt beschränken. Aber bei der Betrachtung der letzten 30 Jahre zeichnet sich der Markt doch durch ein sehr geringes Risiko aus. Es geht kaum eine Arztpraxis und auch fast nie eine Apotheke pleite. Da reden wir von Einzelfällen. Aber es gibt das Phänomen, dass Freiberufler zu einem gewissen Grad eine Art Selbstausbeutung betreiben und deswegen nicht einfach die Brocken hinschmeißen, sondern das als eine Lebensaufgabe sehen. Und das ist ein ganz entscheidender Unterschied zu einer anonymen Kapitalgesellschaft.

Wenn wir uns in einem Jahr hier wiedersehen, was wird dann unser beherrschendes Thema sein?

Ich hoffe, dass wir dann wieder politisch stabile Verhältnisse haben. Konsens darüber, dass wohnortnahe Versorgung auf ärztlicher und pharmazeutischer Seite gestärkt werden muss. Das richtig zu organisieren, müsste eigentlich die Freiberuflichkeit stärken. Und als Apobank wollen wir von den Kunden nicht nur auf der Finanzierungsseite als der Premiumpartner wahrgenommen werden, sondern die Vermögensverwaltung als ein weiteres Kernelement unseres Serviceangebots weiter ausbauen und zum Fixstern in allen Finanzfragen für Heilberuflerinnen und Heilberufler werden.

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