Frauen wollen offene Kommunikation und mehr Unterstützung |
Daniela Hüttemann |
12.03.2025 16:20 Uhr |
»Obwohl mehr als jede zweite Führungskraft (51,9 Prozent) von negativen Auswirkungen auf ihre Arbeitsleistung berichtet, arbeiten sie weiter«, nannte Projektleiterin Professor Dr. Susanne Eble ein weiteres Ergebnis. 81,5 Prozent hatten sich trotz Beschwerden noch nie deswegen krankschreiben lassen. Während 61,2 Prozent sich von den Wechseljahrsbeschwerden nicht die Karriere beeinflussen lassen wollen, ziehen vier von zehn Frauen jedoch berufliche Konsequenzen: Sie reduzierten ihre Arbeitsstunden, nahmen eine Auszeit, wechselten die Position und ein kleiner Teil ging sogar früher in den Ruhestand.
Die Ergebnisse decken sich mit denen der MenoSupport-Studie vom Institut für angewandte Forschung Berlin, die Frauen in allen Berufsgruppen ohne Fokus auf Führungspositionen untersucht hatte. Hierfür wurden 2119 Frauen befragt. Auch hier waren körperliche und geistige Erschöpfung, Schlafstörungen, Reizbarkeit und depressive Verstimmung die häufigsten Symptome. Knapp 30 Prozent hatten sich deshalb bereits einmal krankschreiben lassen, ein Viertel hatte Stunden reduziert, fast jede fünfte wechselte deshalb die Stelle und eine von zehn ging frühzeitig in den Ruhestand.
»Das können wir uns nicht leisten«, kommentierte Projektleiterin Eble. Die Healthcare Frauen warnen vor wirtschaftlichen Folgen angesichts des Fachkräftemangels und hoher Kosten für Neubesetzungen. »Das können sich auch die betroffenen Frauen nicht leisten«, ergänzte Vorstandsmitglied Cornelia Wanke im Hinblick auf die Rente. »Schon eine Arbeitszeitreduktion kann hier erhebliche Auswirkungen haben.« Doch in den Firmen fehle es immer noch an Wissen, Unterstützung und strukturellen Maßnahmen.
Es müsse nicht gleich die ganze Firma umgebaut werden, so Eble. 57,1 Prozent hätten gern Unterstützungsangebote von ihrem Arbeitgeber zum Thema Wechseljahre. Vor allem wünschen sich die Frauen in Führungspositionen auch mehr Unterstützungsangebote für ihre Mitarbeitenden.
Ebenfalls häufig genannt wurde eine offene Kommunikation über Wechseljahre, eine Sensibilisierung der Führungskräfte und Mitarbeitenden inklusive der Männer, flexible Arbeitsmodelle und Informationsangebote. Auch klimatisierte Arbeitsplätze, spezielle Sportangebote und Entspannungskurse könnten helfen.
Die Healthcare Frauen wollen nun selbst überlegen, was sie Unternehmen dafür an die Hand geben können, zum Beispiel einen Leitfaden, und zudem weiter für mehr Öffentlichkeit für das Thema Wechseljahre am Arbeitsplatz sorgen. Auch in die geplante nationale Menopause-Strategie solle es aufgenommen werden. Frauengesundheit in allen Lebensphasen gehöre immer zum Thema Frauenförderung dazu.
»Wir wollen die Frauen auf keinen Fall pathologisieren, aber auch keine Frau leiden sehen«, betonte Wanke. »Unternehmen müssen Rahmenbedingungen schaffen, die es den Frauen ermöglicht, im Arbeitsalltag mit ihren Symptomen klarzukommen.« Viele Frauen wüssten nicht einmal, dass entsprechende Symptome von der hormonellen Umstellung im Körper herrühren können und wie man gegensteuern kann. Hier könnten Unternehmen aufklären und unterstützen, ob über eine Wechseljahrsbeauftragte oder den Betriebsarzt.
»Wechseljahre sind kein Hindernis, sondern ein zeitgemäßes Leadership-Thema. Unternehmen profitieren von erfahrenen weiblichen Führungskräften, die durch Krisen navigieren, komplexe Herausforderungen meistern und Teams mit Weitsicht führen.«
Erfahrene Frauen in Führungspositionen sollte man halten und weiter fördern, indem man eine Unternehmenskultur schafft, die Wissen und Erfahrung schätzt, und man die Arbeitsmodelle an die Lebensrealität der Frauen anpasst.