Frauen über veränderte Fruchtbarkeit aufklären |
Denn spätestens sobald eine Schwangerschaft eintritt, müssen GLP-1-Analoga abgesetzt werden. Zwar zeigten erste Untersuchungen keine direkten Fehlbildungen bei den Babys der mit diesen Medikamenten behandelten Frauen. Es gibt jedoch Hinweise aus Tierstudien auf potenzielle Risiken wie Wachstumsstörungen und eine unzureichende Nährstoffversorgung des Fetus. Schwangere mit
Kinderwunsch wurden in den Entwicklungsstudien für GLP-1-Analoga aus ethischen Gründen ausgeschlossen beziehungsweise die Therapie bei Konzeption vorsichtshalber abgebrochen. »GLP-1 Analoga sollten mindestens zwei Monate vor einer geplanten Schwangerschaft abgesetzt werden, bei langwirkenden Präparaten wie Depot-Exenatid sogar drei Monate vorher«, rät Schäfer-Graf.
Einzelne Berichte hätten gezeigt, dass manche Frauen ihr Inkretin-Mimetikum während der Schwangerschaft weiter anwenden, um die gefürchtete Gewichtszunahme durch ein Absetzen des Medikaments zu verhindern. Das wird jedoch aufgrund der unklaren Datenlage ausdrücklich nicht empfohlen.
Allerdings berge auch der sogenannte Rebound-Effekt Gefahren für die werdende Mutter und das Kind: »Die erneute Gewichtszunahme kann zu Komplikationen in der Schwangerschaft führen wie Bluthochdruck der Mutter oder einer Fehlgeburt«, warnt Schäfer-Graf. Daher sollten Schwangere hinsichtlich ihrer Diabetestherapie umfassend beraten werden.
»Frauen müssen wissen, wie diese neueren Antidiabetika auf ihre Fruchtbarkeit wirken und welche Risiken eine Schwangerschaft während der Therapie birgt«, fasst die Gynäkologin zusammen. »Diese Medikamente haben großes Potenzial, doch ihre Anwendung erfordert eine enge ärztliche Begleitung und individuelle Beratung, um Chancen gezielt zu nutzen und Risiken zu minimieren.«
Angesichts der zunehmenden Anwendung von GLP-1-Analoga fordert die Fachgesellschaft weitere Studien, um die langfristigen Auswirkungen der Therapie auf Mutter und Kind besser zu verstehen. Sie ruft dazu auf, Fälle von Schwangerschaften während der GLP-1-Therapie an spezialisierte Beratungsstellen wie das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie (Embryotox) zu melden, um die Wissensbasis weiter auszubauen.
Zudem sei Semaglutid-Hersteller Novo Nordisk von der US-Arzneimittelbehörde FDA aufgefordert worden, ein Register über Schwangerschaften unter Ozempic einzuführen und eine Studie mit Schwangeren durchzuführen.