Frauen anfälliger für COPD als Männer |
Annette Rößler |
09.05.2025 10:30 Uhr |
Chronischer Husten mit Auswurf und Atemnot sind typische Symptome einer COPD. Frauen sind häufiger von der Erkrankung betroffen als Männer. / © Adobe Stock/kues1
Das Rauchen ist mit Abstand der größte Risikofaktor für COPD: 80 bis 90 Prozent aller Patienten mit COPD rauchen oder haben in der Vergangenheit geraucht. Frauen erkranken häufiger an COPD als Männer, was man bislang zumeist damit begründete, dass das Rauchen bei Frauen wohl größeren Schaden anrichte als bei Männern. Diese Theorie wird nun durch die Ergebnisse einer nationalen, repräsentativen Befragung von Erwachsenen in den USA infrage gestellt. Ein Team um Dr. Alexander W. Steinberg von der University of Washington in Seattle hat sie im Fachjournal »BMJ Open Respiratory Research« veröffentlicht.
Die Forschenden werteten Daten des National Health Interview Survey (NHIS) in den USA aus, für den 2020 insgesamt 12.638 Frauen und 10.390 Männer ab 40 Jahren telefonisch befragt worden waren. Die Teilnehmenden gaben Auskunft darüber, ob und wie viel sie aktuell rauchten oder in der Vergangenheit geraucht hatten und ob bei ihnen ein Arzt die Diagnose COPD gestellt hatte.
Insgesamt betrug die COPD-Prävalenz bei Frauen 7,8 Prozent und bei Männern 6,5 Prozent. Unter den COPD-Patienten war der Anteil derjenigen, die nie geraucht hatten, bei Frauen deutlich höher als bei Männern (26,4 versus 14,3 Prozent). Umgekehrt waren auch unter denjenigen, die nie geraucht hatten, viel mehr Frauen als Männer an COPD erkrankt: Mit 3,2 versus 1,7 Prozent waren es sogar fast doppelt so viele.
Frauen rauchten tendenziell weniger stark als Männer: Bei aktiven Raucherinnen waren es im Durchschnitt 18 Zigaretten pro Tag, bei aktiven Rauchern 22. Auch hatten Frauen seltener bereits als Jugendliche unter 15 Jahren mit dem Rauchen angefangen als Männer (19,1 versus 28,0 Prozent). Der Anstieg des COPD-Risikos pro gerauchten zehn Packungsjahren, den die Forschenden errechneten, war für beide Geschlechter fast gleich: 18 Prozent für Frauen und 19 Prozent für Männer.
Insbesondere den letzten Punkt sehen die Autoren als starkes Argument gegen die Theorie einer größeren Empfindlichkeit von Frauen für die schädlichen Effekte des Rauchens als Treiber der höheren Krankheitslast bei COPD. »Wenn Frauen diesbezüglich empfindlicher wären als Männer, würden wir nicht erwarten, ein nahezu identisches Risiko pro zehn Packungsjahren zu sehen«, schreiben sie. Auch dass unter den Nierauchern Frauen häufiger von COPD betroffen waren als Männer, spreche gegen diese Annahme.
Diese Studie beruht auf Selbstauskünften und weist weitere Limitationen auf wie etwa das Fehlen von Angaben zur Familienanamnese sowie (beruflicher) Exposition gegenüber anderen Schadstoffen als das Rauchen. Dennoch sehen die Autoren ihre Ergebnisse als deutlichen Hinweis darauf, dass für die Geschlechterunterschiede bei COPD andere Erklärungen gesucht werden müssen als bisher.
Eine Rolle könnte etwa spielen, dass Frauen im Durchschnitt engere Atemwege haben als Männer, die zudem eher dazu neigen, zu kollabieren. Auch gebe es Hinweise darauf, dass inflammatorische Prozesse bei weiblichen COPD-Patienten anders ablaufen könnten als bei männlichen. Die Ursachen genauer zu erforschen, sei wichtig, um künftig möglichst passgenaue Ansätze zur Prävention, Diagnose und Behandlung der Erkrankung zu entwickeln.