Forschende stellen Pillenpause infrage |
Laura Rudolph |
28.09.2023 07:00 Uhr |
Innerhalb der Gruppe der KOK-Anwenderinnen ging die Pillenpause mit einem Anstieg des negativen Affekts um knapp 13 Prozent und der Angstzustände um etwa 7 Prozent einher. Psychische Symptome nahmen in der einnahmefreien Zeit im Vergleich zur aktiven Einnahme bei knapp einem Viertel der Pillenanwenderinnen zu. Dabei war es unerheblich, ob die Probandinnen ein Präparat mit einem androgen oder antiandrogen wirkenden Gestagen einnahmen und wie hoch die Ethinylestradioldosis war. Diese prozentualen Zunahmen waren vergleichbar mit den relativen Stimmungsänderungen während des Menstruationszyklus bei Frauen mit natürlichem Zyklus, so die Forschenden.
Besonders stark nahm der negative Affekt in der Pillenpause bei KOK-Anwenderinnen zu, die hohe Werte beim Beck-Depression-Inventory (BDI), einem psychologischen Testverfahren zur Ermittlung der Schwere depressiver Symptome, erzielten. Bei Anwenderinnen mit einem BDI > 8 nahm der negative Affekt in der Pillenpause um etwa 18 Prozent zu.
»Diese Ergebnisse stellen den Nutzen von Pillenpausen mit Blick auf die psychische Gesundheit infrage. Es sollte untersucht werden, ob KOK-Anwenderinnen langfristig von der stimmungsstabilisierenden Wirkung einer kontinuierlichen Einnahme profitieren«, schlussfolgert das Forschungsteam.
Die Autorinnen und Autoren räumen einige Limitationen der Studie ein. So wurden etwa keine Daten zu Frauen mit psychischen Störungen erhoben. Des Weiteren wurden unter den KOK-Anwenderinnen nur solche in die Studie einbezogen, die ihre Pille schon mindestens ein halbes Jahr eingenommen hatten – dies lässt bei diesen Frauen eine gute Verträglichkeit vermuten und vernachlässigt zudem mögliche Gesundheitsauswirkungen in den ersten Einnahmemonaten. Dementsprechend sind Folgestudien notwendig, um den Einfluss der Pillenpause auf die psychische Gesundheit weiter zu untersuchen.