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Vergiftungen

Forensische Toxikologen ermitteln

Etwa 20 Millionen Noxen sind bekannt, darunter etwa 16.000 Arzneistoffe und 1500 Pflanzenschutzmittel. Arsen war lange Zeit ein beliebtes Mord- und Suizidgift, aber ab 1836 gut nachweisbar durch die Marshsche Probe. Heute stehen andere Gifte im Fokus der forensischen Toxikologie.
Brigitte M. Gensthaler
13.05.2025  10:30 Uhr

Einen spannenden Einblick in das hoch komplexe Fach der forensischen Toxikologie – also der Lehre von den Giftstoffen, den Vergiftungen und der Behandlung von Vergiftungen – gab Professor Dr. Sven Hartwig vom Institut für Rechtsmedizin, Uni Gießen, am Wochenende beim Fortbildungskongress des Bayerischen Apothekertags.

Forensische Toxikologen werden bei einem Anfangsverdacht oder bei bestimmten Fragestellungen tätig. Anlässe für eine Untersuchung können unklare Todesursachen oder -umstände, zum Beispiel bei Feuertod, Verdacht auf Fremdeinwirkung oder äußere Hinweise auf Vergiftungen sein. Bei Säuglingstodesfällen werde obduziert, um Gewaltdelikte oder Erkrankungen zu erkennen – auch zum Schutz von Geschwisterkindern, erklärte der Toxikologe.

Die Todesfeststellung liegt immer in ärztlicher Hand. Wenn bei der ärztlichen Leichenschau kein natürlicher Tod attestiert wird, werde der Leichnam von der Polizei beschlagnahmt und in einem Drittel der Fälle auch obduziert. Zur Sicherheit werde vor einer Kremation noch eine Leichenschau angesetzt – in Bayern aber erst seit 2023, so Hartwig. Die sogenannte gerichtliche Sektion dient der Feststellung der Todesursache und -art und der Gewinnung von Material für die forensische Untersuchung. Sie muss immer von zwei Ärzten vorgenommen werden.

Was deutet auf eine Vergiftung hin?

Leere Arzneimittelpackungen, verstreute Tabletten, Brandgeruch, Alkoholflaschen oder Drogenutensilien aller Art: Solche Objekte am Fundort einer Leiche können laut Hartwig auf Vergiftungen hindeuten. Wegweisend seien auch Spuren am Mund oder ein Schaumpilz vor dem Mund, typischer Geruch (Blausäure-Vergiftung), Verätzungen (Säure), ein dunkler Saum am Zahnfleisch (Blei), Päckchen im Magen (Drogenkurier) oder Milzvergrößerung (intravenöser Drogenabusus).

Wie häufig sind unerkannte Vergiftungen? »Die Dunkelziffer ist nicht zu schätzen; vor allem Suizide bei älteren Menschen und Tötungsdelikte von Pflegern werden oft nicht erkannt«, berichtete Hartwig.

Zum Giftnachweis setzen Toxikologen eine ganze Batterie spezieller analytischer Verfahren ein; dabei seien Vortest- und Bestätigungsverfahren kaskadenartig aufgebaut. Es gebe aber noch intensiven Forschungsbedarf, zum Beispiel zum analytischen Nachweis von synthetischen Drogen oder Cannabinoiden.

Die »Big Five« bei Arzneimittelvergiftungen sind laut Hartwig Opioide, Cocain, Cannabinoide, Benzodiazepine/Barbiturate und Amphetamine. Drogentodesfälle beruhten meist auf Mischkonsum; man finde oft hohe Konzentrationen an Antidepressiva, Benzodiazepinen, Methadon, Heroin, Noscapin, Amphetaminen und Alkohol.

Was ist mit Vergiftungen durch Pflanzen im Haushalt oder Garten? Am ehesten kämen noch suizidale Eibenvergiftungen bei Gärtnern vor, berichtete der Toxikologe, aber die seien leicht nachweisbar. Versehentliche und Fremdvergiftungen mit Pflanzen seien sehr selten.

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