Fettleber auch bei Schlanken ein Problem |
Nur wer weiß, dass er eine Fettleber hat, kann rechtzeitig seinen Lebensstil ändern. / © Adobe Stock/eddows
Weithin bekannt dürfte sein, dass übergewichtige Menschen ein hohes Risiko haben, eine Fettleber zu entwickeln. Weniger bekannt ist, dass bis zu 25 Prozent der schlanken Bevölkerung, mit einem Body-Mass-Index (BMI) unter 25, ebenfalls von dieser Lebererkrankung betroffen sind. »Skinny fat« nennt man das Problem auch. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) möchte Betroffene und Fachpersonal darüber aufklären, damit durch eine frühzeitige Diagnose die Progression der Erkrankung gebremst werden kann. Dabei sei eine engmaschige medizinische Begleitung der von zentraler Bedeutung.
Eine Fettleber zeige sich weder durch Symptome noch durch Beschwerden, heißt es in einer Mitteilung der DGVS. Erste Hinweise liefern demnach häufig die Blutwerte: Wie bei den Adipositas-Betroffenen ist auch bei den »skinny fat«-Personen ein gestörter Fett- oder/und Glucosemetabolismus sowie Bluthochdruck und ein leicht erhöhter BMI oft Teil des Problems. Fachleute sprechen in diesem Fall nicht mehr von Nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung (NAFLD), sondern favorisieren den Begriff »metabolische Dysfunktion-assoziierte steatotische Lebererkrankung bei Schlanken« (LEAN MASLD), um den Beitrag des Stoffwechsels zu betonen.
»Gerade das Fehlen äußerlich sichtbarer Risikofaktoren führt zusätzlich dazu, dass die Erkrankung oft zu spät entdeckt oder unterschätzt wird«, so Professor Dr. Andreas Geier, Leiter der Hepatologie am Uniklinikum Würzburg. Die Progression der Fettleber zu Fibrose und Zirrhose ist auch bei den schlanken Leberpatienten zu beobachten. Etwa 25 Prozent dieser Patienten entwickelt mit der Zeit eine Entzündung der Leber (»Metabolic dysfunction associated fatty steatohepatits« oder kurz MASH). Daneben treten die typischen Folgeerkrankungen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Leberkrebs bei LEAN MASLD genauso wie bei den übergewichtigen Leberpatienten auf. Allerdings sind die Herz-Kreislauf-Erkrankungen etwas seltener als bei den übergewichtigen Leberpatienten.
Die gültigen deutschen AWMF-Leitlinien erwähnen bereits »LEAN NAFLD«, derzeit ist aber für keine Form der Fettlebererkrankungen eine medikamentöse Behandlung verfügbar. Therapiert werden überwiegend die Begleiterkrankungen wie Diabetes Typ 2 oder Hypercholesterolämie:
Die GLP-1-Analoga (wie Semaglutid oder Liraglutid) fördern zum Beispiel die glucoseabhängige Insulinfreisetzung. Sie werden überwiegend bei nicht-zirrhotischen adipösen Leberpatienten mit Diabetes Typ 2 eingesetzt. Ob der Wirkstoff auch bei LEAN MASLD infrage kommt, ist derzeit unklar.
In der Diskussion für Fettleber bei Adipositas steht außerdem ein neues Medikament, das in den USA bereits zugelassen ist. Es beeinflusst die Wirkung der Schilddrüsenhormone, die eine große Bedeutung bei der Entstehung einer Fettleber haben. Der Wirkstoff Resmetirom aktiviert dabei den Schilddrüsenhormon-Rezeptor, der den Glucose- und Fettstoffwechsel in der Leber reguliert. Unter anderem fördert er die Mitogenese sowie die Beta-Oxidation der Fettsäuren in den Fettzellen. Resmetirom ist aber bisher nur bei übergewichtigen Menschen mit MASH getestet, könnte jedoch auch für LEAN MASLD infrage kommen.
Dicke wie dünne Leberpatienten haben häufig dieselben negativen Lebensstilfaktoren wie etwa sitzende Lebensweise und hyperkalorische Kost. Darum setzt an diesem Punkt auch die empfohlene Behandlung an: »Was den Betroffenen aktuell bleibt, sind eine Ernährungsumstellung und ausreichend Bewegung«, betont Geier. »Auch die Rolle der sogenannten Darm-Leber-Achse, also die Wechselwirkungen zwischen der Darmflora und der Leber, könnte wichtige neue Therapieansätze eröffnen. Hier besteht ebenso noch erheblicher Forschungsbedarf.« Erste Studien ließen annehmen, dass Synbiotika (als die Kombination von Probiotikum und Präbiotikum) gleichermaßen Steatose sowie Fibrose bessern, heißt es in der gültigen AWMF-Leitlinie für LEAN NAFLD. Die Entwicklung zielgerichteter Therapien für diese spezielle Subgruppe sei aber noch eine dringende Aufgabe der Forschung, sagt Geier.
Nur wenn die Betroffenen über ihre Probleme Bescheid wissen, können sie aktiv werden. Die DGVS ruft daher auf, die LEAN MASLD stärker in den Fokus von Diagnostik und Prävention zu rücken. »Wir müssen Ärztinnen und Ärzte sowie die Öffentlichkeit dafür sensibilisieren, dass steatotische Lebererkrankungen nicht nur ein Problem von Übergewichtigen sind«, betot Professor Dr. Birgit Terjung, Ärztliche Direktorin der GFO Kliniken Bonn und Mediensprecherin der DGVS.