Fehlendes Geld und fehlende Generika |
Lukas Brockfeld |
07.04.2025 15:30 Uhr |
Bork Bretthauer betonte einleitend die wachsende Bedeutung, die Generika in der deutschen Arzneimittelversorgung spielen. »47,3 Milliarden Tagestherapiedosen werden pro Jahr in Deutschland gebraucht, davon sind knapp 38 Milliarden Generika«, so Bretthauer. Generika machten 80 Prozent der Arzneimittelversorgung aus, verursachten aber nur acht Prozent der Kosten. »Sie werden kein europäisches Land finden, in dem diese Schere weiter auseinander geht«, ergänzte Christopher Kirsch.
Bork Bretthauer sprach über die Probleme der Generika-Hersteller. / © PZ/Brockfeld
Doch inzwischen seien viele Generika von Lieferengpässen betroffen. In den vergangenen Jahren sei hier eine neue Qualität erreicht worden. Das Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) habe zwar einige vielversprechende Ansätze aufgewiesen, aber die Situation trotzdem nicht nachhaltig verbessert. »Wir haben in vielen Bereichen noch viele Möglichkeiten. Aber gerade in der Onkologie schmelzen die Möglichkeiten ab wie das Eis in der Sonne«, sagte Kirsch.
Die Politik müsse dringend handeln. »Wir brauchen keine Milliarden an Subventionen aus der Gießkanne. Aber es braucht ein viel mutigeres und ein deutlich risikoadjustierteres Vorgehen als wir es bisher haben«, betonte Bretthauer. Gerade die Rabattverträge mit den Krankenkassen machten die Entwicklung und Produktion von Generika unattraktiv. Hier müssten der Staat und die Kassen bereit sein, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen.
Bretthauer klagte, dass die durch knappe Arzneimittel entstehenden Kosten zu oft in der Diskussion ausgeblendet würden. »Wir haben das für bestimmte Kinderantibiotika untersucht und festgestellt, dass die Importe, die aufgrund von Lieferengpässen notwendig werden, bis zu 700 Prozent teurer sind, als wenn man das entsprechende Antibiotikum ordnungsgemäß in Deutschland hätte«, erklärte der Pro Generika Vorsitzende. Auch die zusätzlichen gesundheitlichen Probleme der Patienten, die ein wichtiges Medikament nicht rechtzeitig bekommen, verursachten erhebliche Mehrkosten.
»Es muss ein bisschen teurer werden dürfen, ansonsten wird es später noch viel teurer«, betonte auch Christopher Kirsch. Es brauche mehr gesellschaftliche und ökonomische Wertschätzung für die Versorgungsstrukturen. Medikamente müssten mehr wert sein. Angesichts des geringen Anteils, den Generika in den gesamten GKV-Ausgaben ausmachen, sei das auch problemlos möglich. »Es geht nicht darum, ob das Geld da ist oder nicht, sondern ob der politische Wille da ist, es auch einzusetzen«, sagte Kirsch.