Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
»Medizinischer Behandlungsverbund«

Fake-Warnung vor mRNA-Impfstoffen entzaubert

Vor knapp einem Jahr warnte eine Gruppe namens »Medizinischer Behandlungsverbund« vor einer angeblich unzulässig hohen Verunreinigung des mRNA-Impfstoffs Comirnaty® mit DNA. Frankfurter Pharmazeuten weisen nun klar nach: An der Sache war nichts dran.
AutorKontaktTheo Dingermann
Datum 15.11.2024  10:30 Uhr

Ausgangspunkt für die aktuelle Untersuchung war ein in Form eines Rote-Hand-Briefs aufgemachtes Schreiben des sogenannten »Medizinischen Behandlungsverbunds« an Arztpraxen gewesen, in dem diese aufgefordert wurden, wegen angeblicher Haftungsrisiken keine mRNA-Impfstoffe mehr zu verwenden. Begründet wurde dies mit »DNA-Kontaminationen« in dem Impfstoff, die 18- bis 70-mal über den zulässigen Grenzwerten lägen.

Mehrfach musste sich auch die Bundesregierung mit dem Problem befassen. Die AfD-Fraktion forderte in Kleinen Anfragen Aufklärung von der Bundesregierung, die die Vorwürfe einer unerlaubten DNA-Verunreinigung in jedem Fall zurückwies. In einem ausführlichen Faktencheck legte auch die PZ dar, dass mRNA-Impfstoffe prozessbedingt nur sehr geringe Mengen Rest-DNA enthalten, die keine Gefahr darstellen.

Allerdings ließ der als »Independent Researcher« firmierende Diplom-Biologe aus Hamburg, Dr. Jürgen O. Kirchner, nicht locker. Er verbreitete Informationen zu den angeblichen DNA-Kontaminationen der mRNA-Impfstoffe auf unterschiedlichen Plattformen. Die relevanten Analysen waren von dem Magdeburger Labor »Molecular Detections GmbH & Co. KG (MMD)«, das von der »Professorin der Medizinischen Fakultät der Universität Magdeburg« Dr. Brigitte König geleitet wird, bestimmt worden.

Letztlich publizierten Kirchner und König ihre Daten im Fachjournal »Methods and Protocols«, obwohl erhebliche Zweifel an der Korrektheit der Daten bestanden. Unter anderem erscheint es zweifelhaft, dass sich mit der bei MMD eingesetzten Methode DNA im formulierten Endprodukt, also in Gegenwart hoher Konzentrationen verschiedener Lipide, korrekt quantifizieren lässt.

Frankfurter Pharmazeuten leisten Detektivarbeit

Die publizierten Daten haben nun Dr. Stefanie Kaiser, Professorin für Pharmazeutische Chemie, und Dr. Rolf Marschalek, Professor für Pharmazeutische Biologie, die beide an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main forschen und lehren, überprüft. Ihre Analysen zeigen ein anderes Bild als das von Kirchner und König verbreitete: Marschalek und Kaiser konnten nachweisen, dass die im MMD-Labor gefundenen irreführenden DNA-Konzentrationen in den zugelassenen mRNA-Impfstoffen gemessen wurden, weil ein ungeeignetes Analysedesign verwendet wurde. Die Arbeit ist zunächst auf dem Preprint-Server »SSRN« erschienen (DOI: 10.2139/ssrn.5009375).

Die spannende Geschichte dieser weitreichenden Fehlinformationen, die ein Misstrauen in Teilen der Bevölkerung in eine neuartige Impfstoffklasse befeuerte, wurde jetzt von dem Wissenschaftsjournalisten Henrik Müller in der Zeitschrift »Laborjournal« recherchiert und publiziert. Die Fehlinformationen schürten auch Zweifel an den Mechanismen zur Selbstkontrolle innerhalb der Forschungsgemeinschaft. »Unterm Strich ist die Wissenschaftsgemeinde aktuell nicht imstande, vorschnelle öffentliche Diskussionen zweifelhafter Messdaten zu verhindern oder sich vor Missbrauch zu schützen.«

Es sei keine Neuigkeit, so der Autor, dass der gegenwärtige Peer-Review-Prozess als Herzstück des Publikationsverfahrens reformbedürftig sei. »Solange nichts geschieht, untergräbt sich unser Wissenschaftssystem weiter selbst«, lautet Müllers Einschätzung. In der Tat offenbart der aktuelle Fall eklatante Schwachstellen im Kontrollsystem der wissenschaftlichen Publikation, denen die Community der seriös Forschenden offenbar hilflos gegenübersteht.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa