Fachkräftemangel in Praxen und Apotheken |
Ev Tebroke |
19.09.2024 12:30 Uhr |
Wie die Lage in den Offizinen derzeit aussieht, skizzierte im Anschluss Berit Winter, ABDA-Abteilungsleiterin für Berufe und Apothekenpraxis. Der Apothekerberuf gilt schon lange als Engpassberuf. Auch der Beruf der PTA fiel 2023 zum zweiten Mal in diese Kategorie laut Bundesagentur für Arbeit (BA). Zwar ist die Zahl der Apothekerstellen in den letzten zehn Jahren kontinuierlich gestiegen. Laut Winter gibt es in Plus von 14 Prozent beziehungsweise 8700 neue Apothekerstellen. Trotzdem fehlten bis 2029 mehr als 10.000 Apothekerinnen und Apotheker, so Winter mit Bezug auf eine ABDA-Erhebung von 2019.
Ein Punkt ist, dass Approbierte auch zunehmend in anderen Bereichen gefragt sind. Diese seien wirtschaftlich und auch von den Arbeitsbedingungen für viele Approbierte sehr attraktiv, erklärt Winter. So ist etwa im Bereich Wissenschaft, Industrie, Verwaltung letzten zehn Jahren ein Plus von 40,1 Prozent (3887 Personen) festzustellen. Im Klinikbereich gibt es einen Zuwachs von 41,9 Prozent (898). In den öffentlichen Apotheken waren es 7,9 Prozent mehr (3990 Personen).
Ein Grund für den Engpass in den Offizinen ist auch hier die Altersstruktur. Laut Winter gehen fast 50 Prozent der Inhaberinnen und Inhaber (sprich 6289 Personen) in den nächsten zehn Jahren in Rente. Sie seien schon jetzt auf der Suche nach einer Nachfolge. Und das in einem momentan »sehr fragilen gesundheitspolitischen Umfeld«, was es nicht gerade attraktiv mache, in die Selbstständigkeit zu gehen, so Winter mit Blick auf die aktuelle Debatte um eine Apothekenreform.
Auch bei den PTA sieht es beim Nachwuchs sehr schlecht aus. In den vergangenen zehn Jahren wurden laut Winter 20 Prozent weniger Schülerinnen und Schüler ausgebildet. Gründe dafür seien, dass es nach wie vor keine flächendeckende Schulgeldbefreiung gebe. Bis zu 400 Euro monatlich müssen Auszubildende demnach an Schulgeld zahlen. »Ein Riesennachteil in der heutigen Zeit, wo die Konkurrenz um Nachwuchs herrscht.« Zudem gebe es keine Ausbildungsvergütung in der zweijährigen Schulausbildung. Nur im halben praktischen Jahr zahle der Apotheker eine Vergütung. Diese negative Situation führt laut Winter zu dem großen Mangel an PTA. Die Zahl der angestellten PTA stagniere seit langem und sei mittlerweile rückläufig.