| Cornelia Dölger |
| 17.07.2025 08:42 Uhr |
Eine vollständige Liberalisierung würde die Balance zwischen Einkaufsvorteilen und Gesundheitsschutz erschweren, betonte Anna Cavazzini. / © IMAGO/dts Nachrichtenagentur
Das Urteil des I. Zivilsenats beim BGH wird mit Spannung erwartet, denn es wird sich auf stationäre Apotheken auswirken sowie auf die bisherige Boni-Praxis der Versender, die mit ständig neuen Rabattangeboten die Preisregelungen hierzulande herausfordern.
Aus Sicht des Verbraucherschutzes birgt ein allzu liberaler Umgang mit dem Rx-Versand aus dem EU-Ausland nach Deutschland Gefahren. Anna Cavazzini, Vorsitzende des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz im EU-Parlament und Mitglied der Grünen/EFA-Fraktion, zeigte sich gegenüber der PZ skeptisch.
Angesichts der neu aufgebrandeten Diskussion um ein Rx-Versandverbot betonte Cavazzini, dass die Beschränkungen beim Onlinehandel mit verschreibungspflichtigen Medikamenten ihren guten Gründe hätten: »Der auf der einen Seite möglicherweise günstigeren Verfügbarkeit von Medikamenten für Patientinnen und Patienten stehen auf der anderen Seite die Patientensicherheit und der Schutz der Gesundheitsdaten gegenüber, die genauso garantiert werden müssen«, so Cavazzini.
Dass Mitgliedsstaaten – anders als nach den allgemeinen Regeln der Nicht-Diskriminierung im europäischen Binnenmarkt – Beschränkungen für den Online-Handel von Arzneimitteln festlegen dürfen, habe also »gute Gründe«, nämlich den Schutz der öffentlichen Gesundheit.
Eine vollständige Liberalisierung würde die Balance zwischen Einkaufsvorteilen und Gesundheitsschutz erschweren, betonte Cavazzini. Gleichzeitig würde sie keine Engpässe in der Versorgung lösen. Die EU-Politikerin betonte: »Hierfür müssen wir Produktion, Standorte und Lieferketten adressieren statt rein den Versand.«