Essen gefährdet die Gesundheit |
Theo Dingermann |
02.05.2025 07:00 Uhr |
Geht schnell, ist praktisch und schmeckt gut – zumindest manchen Menschen: Tiefkühlgerichte werden auf Englisch auch als »TV dinner« bezeichnet. Gesünder wäre es allerdings, stattdessen weniger hoch verarbeitete Nahrung zu sich zu nehmen. / © Adobe Stock/Monkey Business
Hochverarbeitete Lebensmittel (ultra processed Food, UPF) sind industrielle Produkte auf Basis von Nahrungsmittelsubstanzen und Zusatzstoffen, die stark verarbeitet sind. In der NOVA-Klassifizierung, die Lebensmittel abhängig vom Verarbeitungsgrad in vier Gruppen einteilt, sind sie der vierten Gruppen zugewiesen. Über Inhaltsstoffe oder Kalorien sagt diese Klassifizierung nichts aus; UPF sind jedoch meist hochkalorisch und nährstoffarm.
Studien haben einen Zusammenhang zwischen UPF-Konsum und verschiedenen nicht übertragbaren Krankheiten wie Adipositas, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs aufgezeigt. Jetzt haben Forschende um Dr. Eduardo Nilson von der Universität Sao Paulo in Brasilien den Verzehr von UPF als Risikofaktor für vorzeitige Sterblichkeit analysiert. Die Ergebnisse ihrer Untersuchung veröffentlichten sie im »American Journal of Preventive Medicine«.
Die Basis der Arbeitet bildete eine Dosis-Wirkungs-Metaanalyse von sieben prospektiven Kohortenstudien in acht Ländern (Australien, Brasilien, Chile, Kanada, Kolumbien, Mexiko, USA und Vereinigtes Königreich). Insgesamt waren 239.982 Teilnehmer im Alter von 30 bis 69 Jahren eingeschlossen und es wurden 14.779 Todesfälle berichtet. Zusätzlich modellierten die Forschenden dann Szenarien basierend auf nationalen Ernährungsumfragen und Mortalitätsdaten.
Die Ergebnisse zeigen eine eindeutige lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung: Jede 10-prozentige Erhöhung des Anteils von UPF an der Gesamtenergieaufnahme war mit einem um 2,7 Prozent erhöhten Sterberisiko assoziiert. Der Anteil der vorzeitigen Todesfälle, der auf UPF-Konsum zurückzuführen war, variierte je nach Land erheblich von 3,9 Prozent in Kolumbien bis zu 13,8 Prozent im Vereinigten Königreich und 13,7 Prozent in den USA. Besonders in Hochkonsumländern machten UPF mehr als 50 Prozent der täglichen Energieaufnahme aus.
Die Forschenden diskutieren als potenzielle Wirkungsmechanismen den generell hohen Anteil an Zucker, Salz und ungesunden Fetten in UPF bei gleichzeitiger Nährstoffverarmung. Auch der Zusatz von Emulgatoren, Farbstoffen und teilweise toxischen Substanzen, die möglicherweise entzündungsfördernde und metabolische Effekte entfalten, könnte zu der beobachteten Erhöhung des Sterberisikos beitragen.
Zusätzlich führt nach Ansicht der Forschenden die starke Verarbeitung zu einer schnelleren Resorption und einer veränderten Sättigungsregulation. Dass UPF auch die traditionell nährstoffreichen, wenig verarbeiteten Lebensmittel aus dem Speiseplan der Konsumenten verdrängen, tut sein übriges. All diese Faktoren könnten synergistisch das Risiko für Adipositas, Diabetes, Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen erhöhen und damit letztlich zur erhöhten Gesamtmortalität beitragen.
Die Studienergebnisse untermauern, dass UPF-Konsum eine bedeutende Gesundheitsgefahr darstellt, insbesondere in Ländern, in denen das Angebot an hochverarbeiteten Lebensmitteln und damit deren Konsum groß ist. Konsequenterweise fordern die Forschenden politische Maßnahmen wie Werbebeschränkungen, Steuerpolitik, Ernährungsrichtlinien und Kennzeichnungsinitiativen ein, um die Belastung durch UPF zu reduzieren und langfristig die Bevölkerungsgesundheit zu verbessern.