Eskalation im Herbst |
Alexander Müller |
23.08.2023 08:10 Uhr |
ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening sprach im Facebook-Livetalk von weiteren bundesweiten Protestaktionen – womöglich gemeinsam mit anderen Berufsgruppen. / Foto: ABDA
Aktuell läuft die Postkartenaktion, die am heutigen Mittwoch um eine Online-Variante erweitert werden soll. An der Protestmaßnahme gibt es Kritik aus den eigenen Reihen, auch einzelnen Standesvertretern ist die Aktion zu weich. Auf der anderen Seite gibt es laut Overwiening auch Apotheken, die schon Karten nachbestellt haben und von positivem Feedback der Kunden berichten.
Overwiening betonte, dass die ABDA für ihre Gesamtstrategie eine »Wellenbewegung« benötige. Auf einen Protesttag könne nicht sofort wieder ein Protesttag folgen. Es seien aber »gute Eskalationsstufen für den Herbst vorgesehen«. Die ABDA-Präsidentin warb um etwas Geduld: »Vertrauen Sie uns, dass wir das zum Erfolg führen.«
Auch ein Schulterschluss mit anderen Berufsgruppen ist denkbar. So plant die Ärzteschaft am 2. Oktober 2023 bundesweite Proteste, Praxisschließungen und Demonstrationen. Overwiening sagte, man sei mit den ärztlichen Berufsgruppen im Austausch, in welchen Formaten man zusammenkommen könne.
Vorab soll es aber schon beim Deutschen Apothekertag (DAT) das nächste »Highlight« geben. Details sollen vorab nicht verraten werden, um den Effekt nicht zu verringern. Die Aktion dürfte sich aber im Zusammenhang mit dem Auftritt von Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) bewegen, der in Düsseldorf ein Grußwort zu den Delegierten sprechen wird – wenn auch nur digital zugeschaltet.
Overwiening berichtete, dass sie in der vergangenen Woche mit dem Minister telefoniert habe. Lauterbach habe ein persönliches Gespräch zeitnah zugesagt, nachdem es seit dem Protesttag am 14. Juni nicht mehr dazu gekommen war.
Trotz der unbestreitbaren »Teilerfolge« sei die wichtigste Forderung der Apothekerschaft – die Anpassung der Honorierung – noch nicht erfolgt, erinnerte Overwiening. Die Politik weigere sich bislang, den Druck anzuerkennen, dem die Apotheken ausgesetzt seien.
Aus dem Teilnehmerkreis beim Livetalk befragt, wie sie das Apothekensterben denn stoppen wolle, gab Overwiening zu: »Das werden wir als Berufsstand allein nicht stemmen können.« Wenn es keine finanziellen Entlastungen gebe und keinen Bürokratieabbau, müsse die Politik die Verantwortung für den Rückgang der Apothekenzahl übernehmen. »Die Apotheken ächzen und werden das alleine nicht hinbekommen«, so die ABDA-Präsidentin, die einen klaren Appell an die Politik richtete: »Es muss mehr Geld ins System.«
Mehr Geld verlangt auch die ABDA mit dem neuen Haushaltsplan. Overwiening verteidigte dies mit Verweis auf die wachsenden Anforderungen. Die Standesvertretung müsse handlungsfähig bleiben. Die jetzt vorgesehene Erhöhung sei von allen Gremien beraten und von der Mitgliederversammlung als Souverän beschlossen worden. Es werde damit ein »Investitionsstau aufgelöst«, die Kosten seien bewusst ganz transparent gemacht worden.