Es muss vor allem schmecken – und gesund sein |
Frauen legen mit 97 Prozent mehr Wert auf gesunde Ernährung als Männer (85 Prozent). / Foto: Getty Images/blackCAT
Die Konsumenten in Deutschland wollen bei Lebensmitteln weniger Zucker und mehr Transparenz über Inhaltsstoffe und Herstellung – vor allem aber guten Geschmack. Dabei achten Käufer nach Darstellung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) stärker als in früheren Jahren auf Tierwohl, Regionalität und das EU-Bio-Siegel. Das ist das Ergebnis des neuen Ernährungsreports »Deutschland, wie es isst«, den Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir jüngst in Berlin vorstellte.
Der Grünen-Politiker warnte vor kulturkämpferischen Debatten und einem zunehmend aggressiven Ton im Streit ums Essen. »Der größte wachsende Bereich ist nicht vegetarisch-vegan, sondern das sind die sogenannten Flexitarier, die einfach entweder temporär Vegetarier sind oder sagen, ich reduziere meinen Fleischkonsum und esse bewusst Fleisch und achte dann vielleicht im Idealfall auch darauf, wo das Fleisch herkommt«, sagte Özdemir. »Und das ist ein riesiger Markt.«
Bei vielen Lebensmitteln darf es laut Report, der seit 2015 jährlich erscheint, »auch etwas weniger süß schmecken«: Mehr als vier Fünftel der Befragten (85 Prozent) befürworten demnach, wenn Fertiglebensmitteln weniger Zucker zugesetzt wird. Für 7 Prozent sollte die fehlende Süße durch Süßungsmittel, die fast oder ganz kalorienfrei sind, ausgeglichen werden. 6 Prozent wünschen keine Veränderungen.
»Wir wissen, dass zum Beispiel Softdrinks der exakt selben Marke in unterschiedlichen Ländern unterschiedliche Rezepturen und Zuckeranteile haben und die verkaufen dort nicht schlechter«, sagte Özdemir. »Ich glaube jetzt nicht, dass die Geschmacksnerven der Bundesbürger ganz anders sind, beispielsweise als die in Großbritannien.«
Für den Ernährungsreport befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Mai 2024 rund 1000 Menschen in Deutschland ab 14 Jahren. Nach Angaben des Ministeriums achten fast doppelt so viele Menschen wie noch 2015 beim Einkauf auf das Tierwohllabel: Ihre Zahl habe sich von 36 Prozent auf 65 Prozent erhöht. Beim EU-Bio-Siegel stieg der Anteil im gleichen Zeitraum von 47 auf 59 Prozent. Mit 39 Prozent kaufen auch deutlich mehr Menschen öfter vegetarische oder vegane Alternativen zu tierischen Produkten. 2020 lag dieser Wert bei 29 Prozent.