| Cornelia Dölger |
| 18.12.2025 14:00 Uhr |
»Ich bin mit dem Entwurf nicht zufrieden“, so Unions-Gesundheitssprecherin Simone Borchardt zum gestern beschlossenen Kabinettsentwurf zur Apothekenreform.© IMAGO / dts Nachrichtenagentur
Stoff zum Nachverhandeln fand Borchardt reichlich. »Ich bin mit dem Entwurf nicht zufrieden«, so Borchardt. Das Honorarversprechen werde nicht eingehalten, obwohl es längst keine Verhandlungsmasse mehr sei, sondern zwischen den Koalitionären »gesetzt« und Teil des Koalitionsvertrags.
Dass der zentrale Kritikpunkt PTA-Vertretung im Entwurf geblieben ist, wenn auch modifiziert, kritisierte die Gesundheitssprecherin energisch. Anfangs habe sie den Plan als gut gemeint aufgefasst. Nach Gesprächen mit Apotheken aber, etwa Ende November beim Apothekengipfel in Mecklenburg-Vorpommern, habe sie erkannt, dass eine zeitweise Vertretungsbefugnis einen Systembruch bedeuten würde. »Diesen Punkt wollen wir mit der Ministerin besprechen und verhandeln«, kündigte Borchardt an. Die Branche müsse dann geschlossen unterstützen.
Gefallen fand die Gesundheitssprecherin am Vorschlag aus der Community, für Apotheken, ähnlich wie es im Krankenhausbereich geplant ist, eine Vorhaltepauschale einzuführen. Damit würden die lokalen Apotheken gestärkt, ohne dass auch der Versandhandel davon profitiere. Zudem gebe es damit kein Risiko, dass Kassen besonders »günstigeQ Apotheken ansteuerten.
Borchardt versprach, den Vorschlag aufzunehmen – und sie bekam ihrerseits die Zusage, weiteren strukturierten Input dafür zu liefern. Eine Idee kristallisierte sich bereits heraus. Jede Packung im Versandhandel sollte demnach mit einem höheren Abschlag für den in den Nacht- und Notdienstfonds belegt werden. Damit könne dann womöglich die Vorhaltepauschale finanziert werden.
Nachbesserungsbedarf sieht Borchardt auch bei den neuen Regelungen zu Nullretaxen. Diese will das BMG bei formalen Fehlern abschaffen. Für Borchardt geht das nicht weit genug, sie plädiert dafür, Nullretaxe grundsätzlich auszuschließen. Den Versandhandel verbieten zu wollen, sei nach 20 Jahren unrealistisch, aber für Versender müssen die gleichen fairen Rahmenbedingungen gelten wie für die Vor-Ort-Apotheke, so Borchardt.
Bei aller Kritik am Entwurf - Lob kam aus dem Plenum für die neuen Apothekenoptionen, die gerade der jungen Generation zugutekämen. Mehr pharmazeutische Dienstleistungen (pDL), mehr Impfmöglichkeiten und neue Arzneimittelabgabemöglichkeiten seien essenziell für die Weiterentwicklung des Berufsstandes. Man müsse „weg von der Ware, hin zum Gesundheitsdienstleister“.
Borchardt meldete insgesamt noch reichlich Nachbesserungsbedarf für den Gesetzentwurf an. Noch sei nichts verloren. Borchardt: »Es ist noch alles offen.«