»Es geht um einen ganz klaren Systemwechsel« |
Lukas Brockfeld |
02.07.2024 15:50 Uhr |
ABDA Präsidentin Overwiening rechnete am Montagabend mit den Reformplänen der Bundesregierung ab. / Foto: ABDA/Screenshot
»Ich würde Sie gerne ganz anders begrüßen, nämlich mit Freude«, schon zu Beginn des Livetalks am Montagabend machte die ABDA Präsidentin klar, dass die Lage ernst sei. Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplante Apothekenreform, deren Gesetzentwurf die ABDA-Präsidentin als »Mogelpackung« bezeichnete, sei eine ernste Gefahr für den Berufsstand.
»Es geht nicht um eine Weiterentwicklung des Arzneimittelversorgungssystems durch die Apotheke vor Ort. Es geht um einen ganz klaren Systemwechsel«, sagte Overwiening und warf dem Gesundheitsminister vor, den Alltag in den Apotheken nicht zu kennen. Die Reform würde die Arzneimittelversorgung trivialisieren und mit dem normalen Handel gleichsetzen.
Die ABDA-Präsidentin erklärte allerdings auch, dass es im Bundestag und in der Ampel-Koalition viele Abgeordnete gebe, die die Pläne des Ministers ablehnten. Mit diesen würde man bereits regelmäßig Gespräche führen und wolle diese noch intensivieren.
Beim Vorgehen gegen die Reform sei es wichtig, sich am Zeitplan des Gesetzgebungsverfahrens zu orientieren. In der Sommerpause müssten intensive Gespräche mit den Politikern in den Bundesländern und Wahlkreisen geführt werden. Außerdem beginne man gerade mit einer großen Kampagne in den sozialen Medien, Im August und September wolle man außerdem Kundgebungen in Brandenburg, Thüringen und Sachsen organisieren. In diesen Ländern sei die Politik aufgrund der Landtagswahlen besonders sensibel.
Sollten die geplanten Maßnahmen keinen Erfolg haben, werde man alles Erforderliche tun und den Protest eskalieren. »Das ist unsere Existenz, die auf dem Spiel steht. Das ist die Existenz der Apothekerinnen und Apotheker vor Ort. Das ist der Mittelstand, der auf dem Spiel steht. Das ist die Patientensicherheit, die auf dem Spiel steht«, betonte die ABDA-Präsidentin.
Es mache jedoch keinen Sinn, mit Aggression, Polemik und persönlichen Angriffen gegen den politischen Gegner vorzugehen. »Sie schaffen damit Märtyrer. Gerade die SPD müssen wir mitnehmen, damit sie eine Veränderung des Gesetzes vorantreibt«, so Overwiening.
Die Apothekerschaft müsse geschlossen auftreten. »Es hat überhaupt keinen Sinn, gegeneinander zu agieren und uns gegenseitig zu beschimpfen«, erklärte Overwiening. Alle Verantwortlichen in der ABDA, den Kammern und den Verbänden wollten das geplante Gesetz mit aller Kraft verhindern.
In ihrem Schlusswort hob die ABDA-Präsidentin erneut hervor, dass sich die Apothekerschaft in einer wirklich schweren Lage befinde. »Ich bitte Sie, sich die Ernsthaftigkeit klar zu machen. Aber ernsthaft heißt nicht, dass irgendetwas verloren wäre. Wir müssen konzentriert und geschlossen weitermachen und unsere Arbeit gemeinsam fortsetzen. Für die heilberuflich geführte Apotheke vor Ort. Für die gute Versorgung der Menschen mit apothekerlicher Expertise. An jedem Tag, 24 Stunden, das ganze Jahr über«, sagte Overwiening.