| Jennifer Evans |
| 10.12.2025 07:00 Uhr |
Erwachsene zieht es oft zurück ins Elternhaus. Probleme sind unvermeidbar, können aber auch Chancen für eine neue Familiendynamik sein. / © Adobe Stock/fizkes
Bumerang-Kinder sind längst kein Randphänomen mehr. Junge Erwachsene ziehen nach Ausbildung, Studium, Jobwechsel oder Trennung wieder zu ihren Eltern zurück – nicht aus mangelnder Selbstständigkeit, sondern oft als Sicherheitsnetz während ihrer flexiblen Lebensläufe.
Gründe dafür sind steigende Studiengebühren, befristete Anstellungen und unklare Einstiegschancen, die eine finanzielle Unabhängigkeit verzögern. Hinzu kommen hohe Mieten und Lebenshaltungskosten, die gerade Berufseinsteigern den Schritt in die eigenen vier Wände erschweren. Gleichzeitig verlängern sich Bildungswege: Viele wechseln Studiengänge, machen Umschulungen oder sammeln zusätzliche Qualifikationen, was weitere Jahre kostet.
Doch das Leben zu Hause kann auch Konflikte mit sich bringen. Die britischen Marketing-Dozentinnen Dr. Amy Yau und Sofia Christidi haben in ihrer Untersuchung vier Spannungsfelder identifiziert: elterliche Fürsorge, Routinen im Haushalt, das Gefühl von Infantilität und die »Mama weiß es am besten«-Haltung. All dies könne Frustration erzeugen und das Autonomiegefühl einschränken.
Um Probleme zu vermeiden, empfehlen die Forscherinnen auf der Wissenschaftsplattform »The Conversation«: loslassen, bestimmte Formen elterlicher Fürsorge ablehnen; Grenzen aushandeln; übermäßige Fürsorge humorvoll betrachten; und die elterliche Hilfe auf andere Weise zurückgeben – etwa durch gemeinsame Aktivitäten oder das Beibringen neuer Fähigkeiten. Dies fördere gegenseitigen Respekt und ein ausgewogenes Verhältnis. Alles trage am Ende zur eigenen emotionalen Widerstandsfähigkeit bei.
Yau und Christidi betonen, dass die Rückkehr nach Hause nicht nur negativ ist. Sie eröffnet die Chance, traditionelle Rollen neu zu definieren. Erwachsensein würde heute nicht mehr als einmaliger Meilenstein gesehen, sondern als fortlaufender Prozess – und ein Umzug zurück zu den Eltern bedeute nicht unbedingt ein Rückschritt.