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Bluthochdruck

Erstmals Nationale Versorgungs-Leitlinie – Apotheken auch dabei

Diese Woche ist die erste Nationale Versorgungsleitlinie Hypertonie erschienen. Sie bringt die blutdrucksenkende Therapie auf den neuesten Stand. Die pharmazeutischen Dienstleistungen Blutdruckmessung und Polymedikationsberatung werden auch empfohlen. Den Apotheken ist sogar ein eigenes Kapitel gewidmet.
Daniela Hüttemann
30.06.2023  16:30 Uhr

Peu à peu werden Nationale Versorgungsleitlinien (NVL) für die großen Volkskrankheiten erstellt. Nach Asthma, COPD, Depression, Diabetes, Herzinsuffizienz, KHK und Kreuzschmerzen gibt es nun erstmals auch eine NVL für Hypertonie, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Die Langfassung der PDF-Version umfasst knapp 120 Seiten, die Kurzversion bringt es auf 45 Seiten. Auf der Webseite www.leitlinien.de gibt es auch einen Überblick über die wichtigsten Punkte.

Ein Blick in die Langfassung lohnt sich auf jeden Fall auch für Apotheker und PTA. Denn neben der medikamentösen Therapie werden auch apothekenrelevante Themen wie Adhärenz (Kapitel 5.4), Beratung zu Ernährung und Gewichtsmanagement (Kapitel 6) besprochen. Es gibt sogar unter »Versorgungskoordination« ein eigenes Unterkapitel (9.3)  für Apotheker, das 2,5 Seiten umfasst.

Wichtigste Aussage mit zweithöchstem Empfehlungsgrad: »Apotheker*innen sollten in die multidisziplinäre Versorgung von Patient*innen mit arterieller Hypertonie eingebunden werden.« Genannt werden hier neben der Adhärenzförderung und Meldung beobachteter oder wahrscheinlich schwerer Nebenwirkungen und Interaktionen an die Ärzte auch das Risikomanagement (zum Beispiel bei Verdacht auf Fehlgebrauch) und die beiden pharmazeutischen Dienstleistungen »standardisierte Risikoerfassung hoher Blutdruck« und »erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation«, da viele Bluthochdruck-Patienten von Polymedikation betroffen sind. 

Die Leitlinienautoren betonen, dass verlässliche Kommunikationsstrukturen zwischen Arztpraxis und Apotheke etabliert werden müssen, um zu gewährleisten, dass die beiden Hand in Hand arbeiten. Offensichtlich haben die Autoren hier aber noch Vorbehalte, dass Patienten durch Hinweise aus der Apotheke verunsichert werden könnten, das Arzt-Patienten-Verhältnis darunter leiden könnte und daraus eine Mehrarbeit für die Ärzte resultiert. Tatsächlich heißt es in der Leitlinie: »Da insbesondere gute Kommunikationsstrukturen noch nicht überall etabliert sind, spricht die Leitliniengruppe eine abgeschwächte Empfehlung aus.« 

Diagnostik absichern und Blutdruckziele individuell vereinbaren

Eine der wichtigsten Aussagen der NVL ist, dass ein auffälliger Blutdruck, gemessen in der Arztpraxis, durch wiederholte Messung abgesichert werden muss, um die Diagnose Hypertonie zu stellen. Bevorzugt empfohlen wird eine 24h-Blutdruckmessung .

Anders als die US-amerikanischen Fachgesellschaften bleibt es in Deutschland dabei, dass im Normalfall ein Blutdruck unter 140/90 mmHg als ideal definiert wird. »Abhängig vom körperlichen Zustand, Begleiterkrankungen, kardiovaskulären Risikofaktoren, Belastungen durch die Therapie oder Polypharmazie können auch etwas höhere oder niedrigere Werte angemessen sein«, heißt es in der Leitlinie.

Medikamentenauswahl nach Komorbiditäten

Auch die Wahl der blutdrucksenkenden Medikamente orientiert sich an den Begleiterkrankungen. Dazu lautet das Grundprinzip: »Mittel der ersten Wahl sind ACE-Hemmer, Sartane, Calciumkanalblocker, Thiazide oder thiazidartige Diuretika. Andere Wirkstoffe wie Betablocker können zum Einsatz kommen, wenn sie wegen Komorbidität ohnehin indiziert sind, zum Beispiel bei Herzinsuffizienz.« Außerdem wird empfohlen: »Wer mehrere Wirkstoffe einnimmt, sollte diese bevorzugt als Fixkombination erhalten.«

Mindestens ebenso wichtig wie die Arzneimittel sind die nicht medikamentösen Therapiemöglichkeiten, denn Anpassungen des Lebensstils helfen, die Anzahl der benötigten Medikamente oder zumindest die Dosis zu senken. Dazu gehören:

  • Salzreduktion: Die NVL empfiehlt weniger als 6 g Kochsalz am Tag. Das entspricht etwa einem Teelöffel. Bedacht werden muss aber auch das viele versteckte Kochsalz in Lebensmitteln. Eine entsprechende Restriktion könne sicher den Blutdruck senken und möglicherweise kardiovaskuläre Ereignisse reduzieren. 
  • Körperliche Aktivität: Regelmäßig und moderat sollten sich Hypertoniker bewegen. Eine Belastungsuntersuchung könne helfen, Intensität und Art der Aktivität festzulegen.
  • Gewichtsreduktion: Übergewichtige Menschen sollten abnehmen, dann sinkt in der Regel auch der Blutdruck. Zudem ist Übergewicht bekanntermaßen mit vielen anderen Erkrankungen assoziiert.
  • Tabakverzicht: »Auf den Blutdruck selbst wirkt sich der Tabakverzicht nicht aus, verbessert aber die Prognose«, heißt es in der Leitlinie. Bewiesen ist, dass so das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse sinkt.

Zum Begleitmaterial der Leitlinie gehören auch verschiedene Patientenblätter, zum Beispiel auch zum Thema »Welche Rolle spielen Gewicht, Ernährung und Alkohol?«, »Was hat Salz mit dem Blutdruck zu tun?, »Wie messe ich meinen Blutdruck richtig?«, »Was sind die wichtigsten Medikamente?«, »Was tun, wenn die Medikamente nicht wirken?« und »Wie schaffe ich es, an meiner Behandlung dranzubleiben?«.

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