Erstes Biologikum bei COPD |
Sven Siebenand |
23.08.2024 07:00 Uhr |
Allein in Deutschland sind etwa 3,4 Millionen Menschen von COPD betroffen. Für einige von ihnen stellt das Biologikum Dupilumab eine neue Therapieoption dar. / Foto: Adobe Stock/tashatuvango
COPD ist eine heterogene Erkrankung, die nicht bei allen Betroffenen gleich verläuft. Sie ist charakterisiert durch eine chronische Entzündung der Atemwege und des Lungenparenchyms, die zu einer fortschreitenden und potenziell irreversiblen Einschränkung des Luftflusses führt.
Der Direktor der Klinik für Innere Medizin, Pneumologie, Intensiv- und Schlafmedizin an der Philipps-Universität Marburg, Professor Dr. Claus F. Vogelmeier, informierte, dass es bei COPD unterschiedliche Entzündungsmuster gibt. Am häufigsten ist die neutrophil prädominante Typ-1/3-Inflammation. Charakteristisch für sie ist eine erhöhte Anzahl von alveolaren Makrophagen, Neutrophilen und T-Lymphozyten, wobei TC1-, TH1- und TH17-Zellen dominieren.
Bei 20 bis 40 Prozent der Patienten liegt dagegen eine Typ-2-Inflammation vor, deren Treiber die Interleukine IL-4, IL-13 und IL-5 sind. Kennzeichnend für dieses Entzündungsmuster sind erhöhte Eosinophile im Blut. Genau bei diesem COPD-Typ kommt Dupilumab infrage. Denn der Antikörper blockiert die α-Untereinheit des IL-4-Rezeptors, die auch Teil des IL-13-Rezeptors ist. Deshalb werden durch Dupilumab nicht nur der IL-4-, sondern auch der IL-13-Signalweg gehemmt.
Zugelassen ist Dupilumab aber nicht grundsätzlich bei allen Patienten mit Typ-2-Inflammation, sondern als Add-on-Therapie bei jenen mit erhöhten Eosinophilen-Werten, die bereits eine Kombination aus inhalativen Corticosteroiden (ICS), langwirksamen Beta-2-Agonisten (LABA) und langwirksamen Muscarin-Antagonisten (LAMA) oder eine LABA/LAMA-Kombination erhalten, wenn ICS nicht geeignet sind.
Vogelmeier betonte, dass es für den Fall, dass Patienten trotz Tripletherapie aus LAMA, LABA und ICS noch Exazerbationen haben, einen großen therapeutischen Bedarf an weiteren Medikamenten gebe. Bislang kämen in diesem Fall insbesondere Roflumilast oder eine Azithromycin-Dauertherapie, letztere off Label, zum Zuge. Beides ist aus Sicht des Mediziners aber nicht für jeden geeignet und optimal.
So profitieren von der zusätzlichen Roflumilast-Gabe laut Vogelmeier nur Patienten mit schwerwiegender Exazerbations-Historie. Zudem träten oft gastrointestinale Nebenwirkungen auf und die Patienten hätten keinen subjektiven Nutzen. »Von der Azithromycin-Gabe profitieren vor allem Ex-Raucher«, so Vogelmeier. Als Nachteile nannte er mögliche Hörprobleme, EKG-Veränderungen und die Entwicklung resistenter Mikroorganismen.
Die Zulassung von Dupilumab bei COPD begrüßte Vogelmeier. Er verwies auf die positiven Ergebnisse der beiden Phase-III-Studien BOREAS und NOTUS. Über einen Zeitraum von 52 Wochen sank in diesen die Rate mittelschwerer bis schwerer Exazerbationen um 30 beziehungsweise 34 Prozent gegenüber Placebo. Auch Effekte auf die Lungenfunktion seien beobachtet worden, nämlich eine signifikante Verbesserung der Einsekundenkapazität FEV1. Zudem hätten die Patienten auch subjektiv profitiert: Dies wurde anhand der Angaben auf einem Patientenfragebogen festgemacht.