Erster Rabattvertrag mit Umweltbonus |
Melanie Höhn |
27.05.2025 16:10 Uhr |
Die TK setzt für den Umweltbonus auf ein nachgelagertes Skontomodell. / © IMAGO/Zoonar
Die EU-Kommunalabwasser-Richtlinie (KARL), die im November 2024 vom EU-Ministerrat final beschlossen wurde, führt eine vierte Klärstufe zur Entfernung von Mikroschadstoffen ein und verpflichtet erstmals bestimmte Branchen zur Kostenübernahme gemäß dem Verursacherprinzip (erweiterte Herstellerverantwortung). Bis Mitte 2027 muss die Richtlinie in den EU-Staaten umgesetzt sein.
Die Hersteller von Humanpharmazeutika und Kosmetika werden dabei verpflichtet, mindestens 80 Prozent der Kosten zum Aufbau der vierten Klärstufe zu tragen. Aktuell meldet der »Spiegel«, dass Generikahersteller erwägen, Metformin-haltige Präparate vom Markt zu nehmen – aufgrund von Mehrkosten, die von den Herstellern nicht zu stemmen seien.
Nun haben erstmal die Ersatzkassen Techniker Krankenkasse (TK), Handelskrankenkasse (hkk) und Hanseatische Krankenkasse (HEK) unter Federführung der TK eine Rabattvertragsausschreibung mit Umweltfokus veröffentlicht. Die Ausschreibung umfasst 14 umweltrelevante Wirkstoffe sowie -kombinationen. Darunter sind Antibiotika und Wirkstoffe, die vom Umweltbundesamt als sogenannte Spurenstoffe geführt werden oder in der Kommunalen Abwasserrichtlinie gelistet sind.
Die künftigen Rabattpartner können während der Vertragslaufzeit zwei Arten von Boni erhalten: Für alle Wirkstoffe besteht die Möglichkeit, einen Bonus durch eine umweltzertifizierte Wirkstoffproduktion geltend zu machen. Zusätzlich ist für antibiotische Wirkstoffe ein zweiter Bonus vorgesehen, für den der Vertragspartner die Einhaltung wirkstoffspezifischer Abwassergrenzwerte am Produktionsort nachweisen muss.
»Verschmutztes Abwasser ist ein wesentlicher Faktor, durch den Resistenzen entstehen und sich verbreiten können«, sagte Thomas Ballast, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der TK. Die Grenzwerte sollen dies verhindern. »Mit den Bonifizierungsmöglichkeiten setzen wir den Fokus auf die Wirkstoffproduktion von Arzneimitteln. Hier sind die möglichen Konsequenzen von nicht ökologischem Handeln besonders groß und ein Gesundheitsrisiko für die Menschen weltweit«, so Ballast.