Erster AKT-Hemmer in Europa zugelassen |
Sven Siebenand |
01.07.2024 14:10 Uhr |
Mit mehr als 140.000 Todesfällen im Jahr 2022 ist Brustkrebs die häufigste Todesursache für Krebs in Europa, / Foto: Adobe Stock/steph photographies
Die Kinase AKT spielt eine wichtige Rolle in der Phosphatidylinositol-3-Kinase-(PI3K-)Signalkaskade. Ist dieser Signalweg dauerhaft aktiv, wird die Proliferation von Zellen angekurbelt und die Apoptose ausgebremst. Für die Aktivierung des Signalweges gibt es verschiedene Ursachen. Sie kann sich zum Beispiel aus einer Loss-of-Function-Mutation der Phosphatase PTEN ergeben, die der Gegenspieler von PI3K ist. Damit kann dann wiederum die AKT-Aktivierung nicht mehr ausreichend unterdrückt werden. Die Kinase AKT kann aber auch direkt mutiert sein. Capivasertib ist nun der erste in Europa zugelassene AKT-Hemmer. Der Wirkstoff hemmt selektiv alle Isoformen der Kinase (AKT1, AKT2 und AKT3) und sorgt dafür, dass der überaktive PI3K-Signalweg herunterreguliert wird.
Capivasertib ist indiziert in Kombination mit Fulvestrant zur Behandlung von Erwachsenen mit Estrogenrezeptor(ER)-positivem, HER2-negativem, lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Mammakarzinom mit einer oder mehreren PIK3CA/AKT1/PTEN-Alterationen nach Rezidiv oder Progression der Erkrankung während oder nach einer endokrinen Therapie.
Die Zulassung basiert auf den Ergebnissen der Phase-III-Studie CAPItello-291. Unter der Kombinationstherapie betrug das mediane progressionsfreie Überleben in der PIK3CA/AKT1/PTEN-alterierten Subgruppe (n = 289) 7,3 Monate, unter Fulvestrant plus Placebo 3,1 Monate .
Capivasertib wird oral verabreicht. Die empfohlene Dosis beträgt 400 mg (zwei 200-mg-Tabletten), die vier Tage lang jeweils zweimal täglich im Abstand von zwölf Stunden eingenommen werden. Danach folgt eine Einnahmepause von drei Tagen.
In der Fachinformation finden sich verschiedene Warnhinweise. Vor Therapiestart sollte informiert werden, dass der neue Wirkstoff eine Hyperglykämie auslösen kann. Der Blutzucker sollte daher unter der Behandlung kontrolliert werden. Menschen mit Diabetes benötigen möglicherweise eine intensivierte Diabetes-Therapie und sollten engmaschig überwacht werden.
Auch zu möglichen Wechselwirkungen gibt es einen Warnhinweis. Die gleichzeitige Anwendung von starken oder moderaten CYP3A4-Inhibitoren und Capivasertib kann zu einer erhöhten Wirkstoff-Exposition und somit zu einem höheren Risiko für eine Toxizität führen. Eine Dosisreduktion von Capivasertib ist erforderlich. Die Kombination mit starken CYP3A4-Hemmern sollte vermieden werden. Umgekehrt kann eine gleichzeitige Anwendung von starken und moderaten CYP3A4-Induktoren zu einer verminderten Capivasertib-Exposition führen. Sie sollte deshalb vermieden werden.
Die häufigsten beobachteten Nebenwirkungen waren Diarrhö (72 Prozent), Hautausschlag (40 Prozent), Übelkeit (35 Prozent), Fatigue (32 Prozent), Erbrechen (21 Prozent), Stomatitis (17 Prozent), Hyperglykämie (17 Prozent), Kopfschmerzen (17 Prozent) und verminderter Appetit (17 Prozent).
Capivasertib wird zudem auch bei anderen Tumorarten getestet, in den Studien CAPITELLO-280 und -281 aktuell zum Beispiel bei Prostatakrebs.