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Infektion

Erster Affenpocken-Nachweis in Deutschland 

Das Affenpockenvirus breitet sich derzeit außerhalb Afrikas aus. Nun ist auch der erste Fall in Deutschland zweifelsfrei bestätigt, meldet das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München. 
dpa
20.05.2022  13:00 Uhr

Nun auch Deutschland, Frankreich und Australien: Die Zahl erfasster Affenpocken-Fälle steigt weiter. Erstmals ist auch in Deutschland ein Fall von Affenpocken bestätigt worden. Das Virus sei am Donnerstag bei einem Patienten nachgewiesen worden, teilte das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München am Freitag mit. Der Patient habe charakteristische Hautveränderungen gehabt. Noch sei nicht bekannt, ob und in welchem Zusammenhang der Fall mit dem derzeitigen Ausbruchgeschehens stehe.

»Es war nur eine Frage der Zeit, bis Affenpocken auch in Deutschland nachgewiesen werden«, teilte Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) zu der Infektion mit. Durch die Meldungen aus anderen Ländern seien Ärzte und Patienten in Deutschland sensibilisiert. »Aufgrund der bisher vorliegenden Erkenntnisse gehen wir davon aus, dass das Virus nicht so leicht übertragbar ist und dass dieser Ausbruch eingegrenzt werden kann.« Dafür sei aber schnelles Handeln nötig. »Wir werden jetzt das Virus genauer analysieren und prüfen, ob es sich um eine ansteckendere Variante handelt.«

Dass Nachweise der Affenpocken auch in Deutschland auftreten werden, hatte Mediziner Professor Dr. Norbert Brockmeyer zuvor prognostiziert. »Es würde mich wundern, wenn wir nicht in wenigen Tagen in Deutschland auch einige Infizierte finden«, sagte der Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft der Deutschen Presse-Agentur. STI steht für sexuell übertragbare Infektionen. Insgesamt werden derzeit etwa 70 Fälle von Affenpockeninfektionen aus verschiedenen Ländern außerhalb Afrikas untersucht. Nach Großbritannien, Portugal, Spanien, USA und Kanada kommen entsprechende Berichte jetzt auch aus Italien, Schweden, Belgien, Frankreich und Australien.

Brockmeyer geht anhand der Vielzahl von Fällen in anderen westlichen Ländern davon aus, dass das Virus schon seit einer Weile unbemerkt im Umlauf war: »Wer denkt heute schon noch an Pocken?« Durch die gestiegene Aufmerksamkeit nach kürzlich erschienenen Meldungen ausgehend von Großbritannien sei nun mit einem neuen Infektionsbewusstsein und damit mit vermehrten Nachweisen zu rechnen.

Am stärksten gefährdet sind laut dem Mitgründer des Zentrums für sexuelle Gesundheit und Medizin »Walk in Ruhr« in Bochum Menschen, die sexuelle Kontakte zu vielen verschiedenen Menschen haben. Das Virus könne aber grundsätzlich auch bereits bei engem Körperkontakt übertragen werden, insofern hält Brockmeyer auch in der Allgemeinbevölkerung Vorsicht für ratsam. »Es darf aber keine Hysterie entstehen. Die Affenpocken werden gut kontrollierbar sein.«

HIV-Schwerpunktpraxen und Zentren, die auf sexuell übertragbare Krankheiten spezialisiert sind, der Öffentliche Gesundheitsdienst und Allgemeinmediziner müssten nun natürlich über die Affenpocken Bescheid wissen und informiert werden – aber auch die breite Bevölkerung, damit man bei ungewöhnlichen Hautveränderungen an diese Krankheit denke.

Von wissenschaftlicher Seite gelte es zu prüfen, wie ansteckend das Virus sei und ob es sich um eine mutierte, ansteckendere Variante handle. »Es ist ja leider so, dass wir in Deutschland eine Riesenpopulation haben, die nicht gegen Pocken geimpft worden ist – insbesondere im sexuell aktiven Alter«, sagte Brockmeyer. Das Potenzial an Infektionen durch den Erreger sei damit deutlich größer als etwa noch vor 20 Jahren. Je nach weiterer Entwicklung müsse man Pockenimpfungen in Erwägung ziehen. Diese schützt auch durch Kreuzimmunität gegen das nah verwandte Affenpockenvirus.

Affenpocken-Ausbrüche in Afrika

Endemisch ist der Erreger der Affenpocken in West- und Zentralafrika. Infektionen wurden 2022 hier bislang in vier Ländern nachgewiesen. In Nigeria, Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und der Demokratische Republik Kongo seien Menschen betroffen gewesen, berichtete die Weltgesundheitsorganisation Afrika am Donnerstag. Vom 1. Januar bis 1. Mai 2022 habe es allein in der Demokratischen Republik Kongo 1238 Verdachtsfälle gegeben, 57 Menschen starben im Zusammenhang mit einer Infektion mit dem Affenpockenvirus. In Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas, gab es demnach vom 1. Januar bis 30. April 46 Verdachtsfälle, bei 15 Menschen konnte das Virus nachgewiesen werden, Todesfälle gab es keine.

Das westafrikanische Kamerun hatte vom 15. Dezember 2021 bis 22. Februar 2022 laut Weltgesundheitsorganisation 25 Verdachtsfälle. In drei Fällen konnte eine Infektion mit dem Affenpockenvirus nachgewiesen werden, zwei Menschen starben nach einer Infektion. In der Zentralafrikanischen Republik habe es vom 21. Februar bis 10. April sechs bestätigte Fälle gegeben, zwei Menschen starben nach einer Infektion.

Während der Coronapandemie habe man mehrere Ausbrüche von Affenpocken-Infektionen beobachtet, sagte Ahmed Ogwell, der amtierende Leiter der Gesundheitsorganisation der Afrikanischen Union (Africa CDC). Sie hätten jedoch während der Pandemie kaum für Aufsehen gesorgt und seien zudem unter Kontrolle. Besorgniserregend sei nun aber die Frage, wie sich die Krankheit von diesen entlegenen Regionen verbreiten konnte. Die afrikanische Gesundheitsorganisation stehe in Kontakt mit ihren europäischen Partnern und habe Unterstützung angeboten.

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