Erhebliche Zuwächse beim Versandhandel |
Lukas Brockfeld |
09.12.2024 16:04 Uhr |
Das Card-Link-Verfahren macht es besonders einfach Medikamente im Internet zu bestellen. / © FUNKE Foto Services
Das Geschäft von Arzneimittelversendern wie Doc Morris oder Shop Apotheke dümpelte jahrelang vor sich hin. Die Versender mussten zum Teil hohe Verluste in Kauf nehmen. So meldete der Marktführer Doc Morris für das Geschäftsjahr 2023 ein Betriebsergebnis (EBIT) von minus 83,2 Millionen Schweizer Franken. Die Branche setzte daher große Hoffnungen auf das zum Jahreswechsel flächendeckend eingeführte E-Rezept und das Card-Link-Verfahren.
Die vorläufigen Rechnungsergebnisse der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zeigen jetzt, dass diese Hoffnung offenbar begründet war. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2024 gaben die Krankenkassen demnach insgesamt 428 Millionen Euro für Arznei- und Verbandmittel aus dem Versandhandel aus. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2023 waren es dagegen nur 298 Millionen Euro. Innerhalb von nur einem Jahr stiegen die Ausgaben also um 43,6 Prozent.
Der Versandhandel liegt damit noch immer deutlich hinter den Apotheken vor Ort. Hier gab die Gesetzliche Krankenversicherung in den ersten drei Quartalen des Jahres 2024 41,3 Milliarden Euro aus. Ein Jahr zuvor waren es noch 39,2 Milliarden Euro. Ein Anstieg von 5,4 Prozent.
Das starke Wachstum der vergangenen Monate zeigt sich auch in den Umsatzzahlen der Versandhändler. So hat beispielsweise Shop Apotheke nach eigenen Angaben in Deutschland im dritten Quartal des Jahres 2024 69 Millionen Euro mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln umgesetzt – ein Anstieg von 81 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Die großen Versender haben die Einführung des E-Rezepts mit aufwendigen Werbekampagnen begleitet. So hat Shop Apotheke im laufenden Jahr etwa 90 Millionen Euro für Werbung ausgegeben, unter anderem für die derzeit allgegenwärtige Kampagne mit dem TV-Moderator Günther Jauch. Teil der Kampagne war auch ein 10-Euro-Gutschein für die erste Einlösung eines E-Rezepts sowie ein 10-Euro-App-Gutschein ab einem Bestellwert von 59 Euro. Das Landgericht Frankfurt hat diesen Rezeptbonus jedoch untersagt.
Auch Mittbewerber Doc Morris investierte 35 Millionen Euro in die Bekanntheit der eigenen Marke und strahlte beispielsweise eine Serie von TV-Spots mit der fiktiven Familie Gesundberg aus. Im August konnte der Konzern melden, dass sich die Zahl der Neukunden seit Einführung des Card-Link-Verfahrens vervierfacht habe.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.