Erfolg ist keine Frage des Alters |
Jennifer Evans |
11.06.2024 15:00 Uhr |
In den 1970er-Jahren verschärfte sich im pharmazeutischen Großhandel der Konzentrationsprozess weiter, sprich kleine regional operierende Großhändler schlossen sich zusammen oder wurden von größeren Betrieben übernommen. Während im Laufe der 1980er-Jahre die Zahl der Apotheken wuchs, schrumpfte die Anzahl der Arzneimittelgroßhandlungen weiter. Diese Jahre waren für den pharmazeutischen Großhandel laut Chronik »von einem erbitterten Kampf um Marktanteile geprägt, den die Unternehmen hauptsächlich über die Gewährung hoher Rabatte austrugen.« Nur durch Serviceverbesserungen für die Kunden und Rationalisierungen in den Arbeitsabläufen seien die genossenschaftlichen Großhandlungen seinerzeit in der Lage gewesen, in diesem Wettlauf mitzuhalten.
Die 1990er-Jahren begannen gut. Sanacorp, wie sich die fusionierte Apothekergenossenschaft ab 1991 nannte, entwickelte sich nach Phoenix, Gehe und ANZAG zum viertgrößten pharmazeutischen Großhändler in der Bundesrepublik. Mit den Gesundheitsreformgesetzen aus dem Jahr 1993 sank der Umsatz bei den Großhändlern jedoch um fast 10 Prozent. Darauf folgten an diversen Sanacorp-Standorten Neu- und Umbauten sowie technische Innovationen, die auf Effizienz, hohe Lieferfähigkeit und Unterstützung der Apotheken abzielten, heißt es.
Nach der Jahrtausendwende führten erneut gesetzliche Änderungen zu rückläufigen Erträgen der Großhändler. Daraufhin waren diese demnach gezwungen, auch die Rabatte der Apotheken zu kürzen. Ab 2010 begannen sehr turbulente Jahre. Die Sortimente wuchsen auf 80.000 Arzneimittel und 40.000 Produkte aus dem Rand- und Nebensortiment an. Zeitgleich schmiedete die Bundesregierung weiter ihre Sparpläne. Die Rede ist unter anderem vom Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG). Hochpreiser, Kontingentierungen und Rabattverträge machten sowohl Apotheken als auch der Genossenschaft viel Arbeit, die nicht vergütet war. »Trotz der äußerst angespannten Ertragslage und des massiven Wettbewerbsdrucks baute und sanierte Sanacorp in dieser Zeit aber auch an den Standorten und entwickelte neue Techniklösungen und Prozessoptimierungen, die die Lieferqualität für die Apotheken weiter verbessern sollten«, heißt es in der Jubiläumsschrift.
Einen weiteren Einschnitt für die wirtschaftliche Lage der Apothekergenossenschaft brachte das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGh) im Jahr 2016. Die Richter erklärten die deutsche Preisbindung für Rx-Medikamente für rechtswidrig und ermöglichten damit Rabatte ausländischer Versender. Parallel entstanden ab 2004 mit der Kooperation mea – meine apotheke neue Beratungskonzepte und Sortimente für die Apotheken. Unter anderem unterstütze die Kooperation die Offizinen während des Digitalisierungsschubs in der Covid-19-Pandemie und konzentrierte sich auf Online-Lösungen für die Endverbraucher.