ePA-Nutzung läuft weiterhin schleppend |
Seit dem 29. April steht jedem Versicherten bundesweit eine elektronische Patientenakte (ePA) zur Verfügung. Bislang nutzen diesen digitalen Service nach wie vor nur wenige Patienten. / © Shutterstock
Sie gilt als maßgeblicher Schritt auf dem Weg zur Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens: die elektronische Patientenakte (ePA). Mittel- bis langfristig soll sie Versorgung und Therapie deutlich effizienter machen. Seit dem 29. April steht die ePA bundesweit allen Krankenversicherten zur Verfügung. Als »Gamechanger« angekündigt, dürfte die elektronische Patientenakte (ePA) die Gesundheitsversorgung in Deutschland grundlegend verbessern: Gesundheitsdaten wie Medikation, Impfpass, Therapien, Diagnosen liegen künftig zentral in diesem Datenspeicher. Die Datenhoheit hat dabei der Patient: Er entscheidet, ob und auf welche Daten etwa Arzt oder Apotheker zugreifen dürfen.
44 Millionen solcher Akten wurden nach Angaben der Krankenkassen TK und Barmer angelegt, doch nur 1,2 Millionen Versicherte nutzen bislang diese Akten aktiv, wie die dpa auf Anfrage bei den Kassen erfuhr. Dass es bei der Nutzung nur schleppend vorangeht, zeigt auch eine Umfrage von Pharma Deutschland. Zwar kennen demnach 75 Prozent der Bundesbürger die digitale Akte. Und die Nutzerzahl ist in den ersten 100 Tagen nach Einführung von 11,9 auf nun 16,2 Prozent gestiegen. Insgesamt liegt die Nutzung damit aber nach wie vor auf niedrigem Niveau.
Im Vergleich der Bundesländer ist Thüringen mit 11,3 Prozent bei der ePA-Nutzung Schlusslicht unter den 16 Bundesländern, gefolgt von Bayern (12,9 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (NRW) mit 13,5 Prozent. Im Saarland sowie Rheinland-Pfalz nutzen 13,7 Prozent der Befragten die Akte, in Bremen 14 Prozent und in Mecklenburg-Vorpommern sind es 14,1 Prozent, in Baden-Württemberg liegt die Nutzung bei 15,9 Prozent, in Sachsen-Anhalt bei 15,7 Prozent. Die höchste Nutzungsrate ist in Hamburg (19,6 Prozent). Auf dem zweiten, dritten und vierten Platz liegen Schleswig-Holstein (18,6 Prozent), Brandenburg (18 Prozent) und Sachsen (17,6 Prozent). In der Hauptstadt Berlin nutzen 16 Prozent die ePA. Berlin liegt damit gleichauf mit Hessen und Niedersachsen.
Aus Sicht von Pharma Deutschland liegt der Grund für die schleppende Aktivierung der ePA in der komplizierten Registrierung für Versicherte. Auch technische Probleme sowie unzureichende Informationen seien Grund für das verhaltene Interesse. Zudem seien viele Versicherte mit dem digitalen Umfeld des Gesundheitswesens nach wie vor wenig vertraut und unsicher, betont der Verband. »Der nur langsame Anstieg der Nutzerzahlen zeigt, dass die bisherigen Maßnahmen zur Aufklärung viele Versicherte nicht erreicht haben«, so Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland. Für viele Versicherte scheine der konkrete Mehrwert der elektronischen Patientenakte im Alltag noch nicht greifbar.
Es gehe jetzt vor allem darum, mehr Aufklärungsarbeit zu leisten, um das »riesige Potenzial, das eben gerade in der flächendeckenden Nutzung der ePA liegt«, auch zu nutzen, betont Brakmann weiter. Denn wenn es gelinge, die medizinischen Informationen strukturiert zusammenzuführen, profitierten alle: Versicherte erhielten wertvolle Transparenz über ihre Gesundheit. Ärztinnen und Ärzte würden entlastet, Doppeluntersuchungen und Informationslücken könnten vermieden werden. »Das macht die Versorgung effizienter, erleichtert Prävention und ist die Grundlage für ein modernes, patientenorientiertes Gesundheitssystem.«
Zuletzt hatte die TK gefordert, den Patienten einen leichteren Zugang zur ePA zu ermöglichen, damit mehr Menschen die Akte nutzen.