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Inflammaging

Entzündungen typisch beim Altern – aber nicht bei jedem

Chronische, systemische Entzündungen gelten als so typische Treiber für Alterungsprozesse, dass man für sie das Kunstwort »Inflammaging« geschaffen hat. Allerdings gilt das nicht in jedem Fall, wie jetzt eine Studie zeigt.
Theo Dingermann
02.07.2025  07:00 Uhr

Lebensstil und Umgebung könnten entscheidend sein

Die Autoren diskutieren, dass Inflammaging möglicherweise keine universelle biologisch definierte Alterserscheinung ist, sondern vielmehr ein Kontextphänomen, das sich primär in industrialisierten Umwelten manifestiert – möglicherweise infolge einer evolutionären Fehlanpassung zwischen einer genetisch geprägten Immunantwort und einem veränderten pathogenarmen Umfeld.

Die massive Infektionslast bei Tsimane und Orang Asli könnte dazu führen, dass das Immunsystem permanent aktiviert ist, aber nicht dieselben inflammatorischen Signaturen zeigt, wie sie als altersassoziiert gelten. Zugleich könnten Helminthen-induzierte Th2-Antworten das inflammatorische Gleichgewicht modulieren und Inflammaging kompensieren oder umlenken. Auch genetische Unterschiede wie Zytokin-Polymorphismen werden diskutiert, aber angesichts der ähnlichen Befunde in den zwei kulturell und genetisch unterschiedlichen nicht industriellen Kohorten als alleinige Ursache ausgeschlossen.

So plädieren die Autoren für ein stärkeres Augenmerk auf den Einfluss des Exposoms, womit Faktoren aus der Umwelt, der Ernährung, Bewegung und Infektionsexposition gemeint sind. Das Fehlen einer altersassoziierten Inflammaging-Achse in bestimmten Populationen ist aus Sicht der Autoren ein deutliches Zeichen gegen eine universelle Gültigkeit dieses Konzeptes.

Die Studie stellt also eine zentrale Annahme der Alternsforschung infrage: das Inflammaging als universelles molekulares Korrelat des Alterns. Vielmehr zeigen die Ergebnisse, dass diese Entzündungsprozesse stark vom Lebensstil, der Umgebung und potenziell auch vom Immuntraining durch Umweltreize abhängig sind.

Positive Signale aus der Wissenschaft

Unter Experten riefen diese Ergebnis nur wenig Überraschung hervor. Die »wichtige und gut konzipierte Studie« stelle Konzept eines universellen Inflammagings infrage, sagte Dr. Chiara Herzog vom King’s College in London gegenüber dem Science Media Center. In früheren Studien sei Inflammaging oft zu breit definiert und bei der Interpretation der Daten der Kontext zu wenig beachtet worden.

Laut Dr. Joris Deelen, außerordentlicher Professor an der Universität Leiden, liefere diese wichtige, methodisch gut fundierte Studie überzeugende Beweise dafür, dass Inflammaging, wenn es anhand von Zytokinen klassifiziert wird, nicht auf alle Bevölkerungsgruppen anwendbar sei – insbesondere nicht auf nicht industrialisierte. Inflammaging sei kein universeller Mechanismus des Alterns beim Menschen, so Deelen. Vielmehr sei Inflammaging kontextabhängig und vor allem in industrialisierten Bevölkerungsgruppen relevant.

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