Enttäuschende Daten zu Tecovirimat |
| Sven Siebenand |
| 16.08.2024 16:20 Uhr |
Eine schwere Mpox-Erkrankung liegt laut WHO-Definition vor, wenn ein Patient 100 oder mehr Hautläsionen aufweist. / Foto: Picture Alliance/Associated Press
Der Wirkstoff Tecovirimat ist in der EU unter anderem zur Behandlung von Mpox zugelassen. Er hemmt die Aktivität des viralen VP37-Proteins. Durch die Wechselwirkung mit diesem Protein verhindert der Tecovirimat, dass sich die Viren vermehren, wodurch die Ausbreitung der Infektion verlangsamt wird.
In einer Pressemitteilung informiert das Pharmaunternehmen Siga aktuell über Ergebnisse der Palm007-Studie. Dabei handelt es sich um eine randomisierte Doppelblindstudie zur Untersuchung der Sicherheit und Wirksamkeit von oralem Tecovirimat zur Behandlung von Mpox. Da die Studie in der Demokratischen Republik Kongo lief, ist zu vermuten, dass die Teilnehmenden sich mit dem Virustyp des Kongobeckens (Klade I) angesteckt hatten, der im Vergleich zur Klade II (westafrikanischer Typ) als infektiöser gilt und mit einer höheren Mortalität in Verbindung gebracht wird.
Vor knapp einem Jahr wurde im Osten der Demokratischen Republik Kongo ein neuer Virusstamm identifiziert. Dabei handelt es sich um eine Variante der Klade I. Er wird als Klade Ib bezeichnet und ist möglicherweise noch gefährlicher. Da bislang noch nicht alle Daten der Studie veröffentlicht sind, lässt sich nicht sagen, ob bereits mit dieser Virusvariante infizierte Patienten an der Studie beteiligt waren.
Die hospitalisierten Patienten erhielten über 14 Tage entweder Tecovirimat plus Standardbehandlung oder Placebo plus Standardbehandlung. Der primäre Endpunkt war eine statistisch signifikante Verkürzung der Zeit bis zum Abklingen der Läsionen innerhalb von 28 Tagen nach Randomisierung im Vergleich zu Placebo. Dieses Ziel wurde nicht erreicht.
Jedoch gab es in zwei Patientengruppen deutliche Verbesserungen: zum einen bei Patienten, die Tecovirimat erhielten und deren Symptome sieben Tage oder weniger vor der Randomisierung begonnen hatten und zum anderen bei Patienten mit einer schweren Erkrankung. Letztere wird von der WHO als 100 oder mehr Hautläsionen definiert. Positiv war zudem das Sicherheitsprofil. Schwere Nebenwirkungen seien nicht beobachtet worden.
Gesponsert wird die Studie von der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde NIH. Diese äußerte sich gestern ebenfalls zu den Ergebnissen in einer Pressemitteilung. Auch hier ist die Rede von einer Enttäuschung, doch die NIH verweist auch darauf, dass die Verwendung von Tecovirimat bei Mpox weiter untersucht wird. Tatsächlich sind weltweit einige Studien mit Tecovirimat bei Mpox angelaufen.