Enormes Wachstum bei Eli Lilly und Novo Nordisk |
Lukas Brockfeld |
12.03.2024 15:30 Uhr |
Das Abnehmmittel »Wegovy®« ist ein Kassenschlager. / Foto: WegovyIMAGO/NTB
Eli Lilly mit Sitz in Indianapolis im US-Bundesstaat Indiana ist das größte Gesundheitsunternehmen der Welt, und das dänische Unternehmen Novo Nordisk ist mittlerweile das größte Unternehmen in Europa. Zusammen halten die beiden Unternehmen derzeit rund 13 Prozent des Marktwerts des gesamten Gesundheitssektors. Dass der Marktwert der beiden Unternehmen in den vergangenen Jahren so in die Höhe geschnellt ist, ist vor allem auf den Erfolg ihrer Medikamente gegen Fettleibigkeit zurückzuführen.
»Das Duo wird wahrscheinlich noch viele Jahre eine führende Rolle auf diesem Markt spielen, da beide neue Produkte in der Pipeline haben, von denen erwartet wird, dass sie eine noch stärkere Gewichtsabnahme ermöglichen als die derzeit auf dem Markt befindlichen Medikamente, was ihre starke Position auf diesem Markt weiter festigen wird«, schätzt Rune Sand-Holm, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter DNB Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar, der der PZ vorliegt.
Tirzepatid (Mounjaro® von Eli Lilly, in den USA als Zepbound™ auf dem Markt) und Semaglutid (Wegovy® von Novo Nordisk) ermöglichen beispielsweise einen durchschnittlichen Gewichtsverlust von 15 bis 20 Prozent. Weiterentwicklungen dieser Medikamente sollen diesen Wert auf 25 bis 30 Prozent steigern. Laut des Marktkommentars ließ der Erfolg der Präparate allein in diesem Jahr den Marktwert der beiden Unternehmen um rund 20 Prozent steigen, was mehr als 200 Milliarden US-Dollar entspricht.
»Und die Zahlen sind noch beeindruckender, wenn man etwas weiter zurückblickt: Beide Aktien haben sich in den letzten drei Jahren vervierfacht. Das bedeutet auch, dass die Aktien immer teurer geworden sind. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von Novo Nordisk liegt bei über 40, das von Eli Lilly bei über 100, berechnet auf der Grundlage der Gewinne im Jahr 2023«, erklärt Rune Sand-Holm.
»Der Markt geht derzeit von einem Umsatzwachstum von rund 180 Prozent für Eli Lilly und rund 130 Prozent für Novo Nordisk bis 2030 aus, aber wir glauben, dass der Markt in Bezug auf das Wachstumspotenzial der Medikamente gegen Fettleibigkeit noch zu vorsichtig sein könnte«, so der Portfoliomanager. Der Weltmarkt für diese Medikamente könne bis zum Ende des Jahrzehnts ein Volumen von mehr als 100 Milliarden US-Dollar erreichen.
Eli Lilly und Novo Nordisk hätten aktuell jedoch noch mit Produktionsengpässen zu kämpfen. »Die Unternehmen können nicht genug produzieren, um die Nachfrage zu befriedigen, und die Ausweitung der Produktion braucht Zeit. Um dieses Problem zu lösen, beabsichtigt Novo Holdings (der Haupteigentümer von Novo Nordisk), den US-amerikanischen Auftragshersteller Catalent für 16,5 Milliarden US-Dollar zu übernehmen«, erklärt Sand-Holm.
Dieser Teil der Wertschöpfungskette sei seit Langem ein Engpass für die Branche, aber die Übernahme könne Novo Nordisk laut dem Marktkommentar in die Lage versetzen, die Produktion von Wegovy® und dem Diabetes-Medikament Ozempic®, das ebenfalls Semaglutid enthält, schneller hochzufahren.
Das Geschäft mit Abnehmpräparaten auf Inkretin-Basis ist lukrativ, daher gibt es eine Reihe großer und kleiner Unternehmen, die in den Markt einsteigen wollen, aber bisher haben nur die beiden großen Pharmakonzerne entsprechende Medikamente auf dem Markt. Der Analyst rechnet nicht mit Konkurrenz vor Ende 2027.
»Das US-amerikanische Unternehmen Viking Therapeutics und das dänische Unternehmen Zealand Pharma, das ein Kooperationsabkommen mit Boehringer Ingelheim geschlossen hat, verfügen beide über interessante Kandidaten, die sich derzeit in der klinischen Prüfung befinden. Amgen zählt ebenfalls zu den Hauptakteuren im Rennen um den Anschluss an Novo und Lilly«, erklärt Portfoliomanager Sand-Holm.
Es habe zudem zahlreiche Übernahmen von Unternehmen gegeben, die Medikamente gegen Fettleibigkeit entwickeln, zum Beispiel durch Astra-Zeneca und Roche. Für diese Unternehmen sei es jedoch noch ein weiter Weg bis zur Marktreife. Außerdem dürfte der Markt groß genug sein, um Platz für weitere Akteure zu bieten.