Eltern beeinflussen soziale Ängste |
Jennifer Evans |
07.10.2025 09:00 Uhr |
Jugendliche profitieren von einem warmen, unterstützenden Umfeld beider Elternteile. Doch der Einfluss der Mutter ist offenbar meist größer. / © Adobe Stock/DimaBerlin
Soziale Ängste nehmen in der Pubertät ihren Höhepunkt, einer Zeit erhöhter Verletzlichkeit. In dieser Phase kommt es zu kognitiven, affektiven und sozialen Veränderungen. Jugendliche reagieren in Gegenwart anderer häufig nervös oder schüchtern. Selbst bei leichten Symptomen können ihre soziale Entwicklung und ihr Wohlbefinden beeinträchtigt sein.
Wie eine Studie um den Hauptautor Cullin Howard, Doktorand am »College of Family and Consumer Sciences« der Universität Georgia, ergeben hat, können Eltern die sozialen Ängste ihrer Kinder lindern oder verschlimmern. Das hängt davon ab, ob sie den Teenagern Zuneigung, Wärme und Akzeptanz entgegenbringen oder sie beschämen, ihnen Schuldgefühle einreden und sie übermäßig kontrollieren.
Die auf mehr als 5200 Daten basierende Metaanalyse, die in der Fachzeitschrift »Adolescent Research Review« erschienen ist, hat gezeigt, dass sowohl Mütter als auch Väter diese sozialen Ängste beeinflussen. Mehr Wärme und Zuneigung von beiden Elternteilen waren mit weniger Angstsymptomen verbunden, während Ablehnung und Kälte die Symptome verstärkten. Diese Effekte beobachten die Forschenden über alle Kulturen hinweg.
Allerdings hatte die Wärme von Müttern und Vätern zwar ähnliche, aber voneinander unabhängige Auswirkungen darauf, die Ängste ihrer Kinder zu reduzieren. Insgesamt zeigten Jugendliche mit Eltern, die sie übermäßig kontrollieren, eher soziale Angstsymptome. Aber: Wenn vor allem die Mutter mehr kontrollierte, verstärkten sich die Angstsymptome. Die väterliche Kontrolle beeinflusste die Symptome dagegen nicht signifikant.
Über die Gründe dafür kann das Forschungsteam nach eigenen Angaben nur mutmaßen. Da Mütter oft einen überproportionalen Anteil der Kinderbetreuung übernehmen würden, könnte ihr Verhalten mehr Einfluss haben. Damit beeinträchtigen sie womöglich die Fähigkeit der Jugendlichen, sich selbst zu regulieren und soziale Herausforderungen zu meistern.
Das bedeutet aber nicht, Teenagern generell keine Grenzen mehr zu setzen, heben die Studienautorinnen und -autoren angesichts der Ergebnisse hervor. Zu nachsichtig zu sein, könne sie unnötigen Risiken aussetzen oder verunsichern und damit sowohl das Lernen als auch die Selbstregulation hemmen. Sie appellieren daher an alle Eltern, ein Gleichgewicht zwischen altersgerechten Grenzen und Freiraum zu finden.
Die Erkenntnisse liefern den Forschenden zufolge wichtige Hinweise darauf, wie eine familienbasierte Prävention und Behandlung sozialer Ängste bei Jugendlichen aussehen könnte. Als ein zentrales Schlüsselelement erachten sie die Förderung eines warmen, unterstützenden Umfelds durch beide Elternteile.