Elranatamab bei Multiplem Myelom zugelassen |
Kerstin A. Gräfe |
14.12.2023 17:00 Uhr |
Myelom-Zellen in unterschiedlicher Ausreifung (blau/violett) in einem Knochenmarkausstrich. / Foto: Universitätsklinikum Heidelberg
Das Multiple Myelom (MM) ist eine aggressive und bislang nicht heilbare Form von Blutkrebs, welche die im Knochenmark gebildeten Plasmazellen angreift. In Deutschland werden jährlich etwa 7000 bis 8000 Patienten neu diagnostiziert. Zwar unterscheiden sich die Krankheitsverläufe individuell, Rezidive sind jedoch kaum vermeidbar. Häufig entwickeln die Betroffenen bereits nach wenigen Therapiezyklen eine Resistenz gegenüber den drei Haupttherapieklassen, den Immunmodulatoren, Proteasom-Inhibitoren und Anti-CD38-Antikörpern.
Für diese Patienten wurde mit dem bispezfischen Antikörper Elranatamab jetzt eine neue Therapieoption zugelassen. Er bindet sowohl an das BCMA auf den Myelomzellen als auch an CD3 auf den T-Zellen. Dadurch werden die beiden Zellen einander angenähert und die T-Zellen zur Abtötung der Myelomzellen stimuliert.
Elrexfio™ von Pfizer ist indiziert zur Behandlung des rezidivierten und refraktären MM (RRMM) nach mindestens drei erhaltenen Therapien einschließlich eines Immunmodulators, eines Proteasom-Inhibitors und eines Anti-CD38-Antikörpers, bei denen es unter der letzten Therapie zu einer Progression kam. Das Präparat ist als gebrauchsfertige Festdosis-Option zur subkutanen Verabreichung konzipiert.
Die bedingte Zulassung basiert auf Daten der Kohorte A der Phase-II-Studie MagnetisMM-3. Eine Analyse der Daten dieser Patienten (n = 123) ergab eine objektive Ansprechrate von 61 Prozent und eine Wahrscheinlichkeit von 72 Prozent für die Aufrechterhaltung des Ansprechens über einen Zeitraum von 15 Monaten.
Zudem konnte nach sechs Monaten bei Respondern von der wöchentlichen auf eine zweiwöchentliche Gabe umgestellt werden. Für die Patienten bedeutet dies weniger Klinikbesuche und eine potenziell verlängerte Langzeitverträglichkeit.
Erst kürzlich sind mit Teclistamab und Talquetamab zwei bispezifische Antikörper zur Behandlung von Patienten mit RRMM in den Handel eingeführt worden. Ihr Indikationsgebiet ist identisch mit dem von Elranatamab. Teclistamab bindet wie Elranatamab an CD3 auf T-Zellen und BCMA auf Myelomzellen, wird jedoch wöchentlich appliziert. Talequetamab dockt ebenfalls an den CD3-Rezeptor auf T-Zellen, mit dem anderen »Arm« an das Protein GPRC5D. Letzteres ist auch ein stark exprimiertes Target auf der Oberfläche von Myelomzellen.
Bei 80 Prozent der Patienten, die nach mindestens sechs Monaten vor Daten-Cut-Off auf eine zweiwöchentliche Gabe umgestellt wurden (n = 50), blieb das Ansprechen nach der Umstellung aufrechterhalten oder verbesserte sich sogar: 38 Prozent erzielten nach der Umstellung eine Komplettremission oder ein noch besseres Ergebnis.
Die häufigsten Nebenwirkungen waren Infektionen, Zytokinfreisetzungssyndrom, Anämie und Neutropenie.