Elektronische Socke soll Fußprobleme frühzeitig erkennen |
Sven Siebenand |
10.04.2024 13:00 Uhr |
Menschen mit Diabetes sollten sehr auf ihre Füße achten und diese auch vom Arzt regelmäßig untersuchen lassen. Ein neues Verfahren mithilfe einer elektronischen Socke soll helfen, Fußprobleme frühzeitig zu erkennen. / Foto: Adobe Stock/ZayNyi
Diabetes kann sich auf das Gangbild eines Menschen auswirken. »Patienten mit Diabetes neigen dazu, Druck auf den Mittelfußbereich auszuüben und nicht auf die Ferse. Diese Art des Gehens begünstigt Geschwüre, die sich infizieren und zu Amputationen führen können«, erklärt Professor Dr. Ki Hong Lee vom Chonnam National University Hospital in Gwangju, Südkorea. Er forscht mit seinem Team an einem Hilfsmittel, um solche Gehprobleme frühzeitig zu erkennen: eine elektronische Socke. In einer Pressemitteilung informiert die Europäische Gesellschaft für Kardiologie über das Forschungsprojekt.
Lee und Kollegen untersuchten in einer Studie, ob Ballistokardiogramm-Sensoren (BCG) zwischen Menschen ohne Diabetes und Patienten mit Diabetes unterscheiden können. Ein BCG erkennt Körperbewegungen, wenn das Herz Blut ausstößt, und könnte möglicherweise auch zur Messung der Herzfrequenz und des Drucks, der beim Gehen auf die Füße ausgeübt wird, verwendet werden.
Auf Nachfrage der PZ teilt Lee mit, dass es die beschriebenen Socken noch nicht gibt, man aber an Sensoren arbeite, die an Socken befestigt werden können. In ein bis zwei Jahren, so seine Einschätzung, könnte diese Socken dann für die breite Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. »Bis jetzt haben wir aus Zeitgründen nur Fußdrucküberwachungsgeräte in Form von Einlegesohlen hergestellt.«
Die Tests mit den BCG-Sensoren wurden mithilfe von Einlegesohlen durchgeführt. Zukünftig sollen die Sensoren aber an Socken befestigt sein. / Foto: Ki Hong Lee
Diese Sohlen wurden in der Studie verwendet, an der 20 Patienten mit Diabetes und 20 Kontrollpersonen ohne Diabetes teilnahmen. Alle Probanden trugen die BCG-Sohle 40 Sekunden lang im Stehen und 40 Sekunden lang beim Gehen, um die Herzfrequenz zu messen und die Druckverteilung am Fuß zu beurteilen. Gleichzeitig mit dem Tragen dieser Einlegesohle wurde ein Elektrokardiogramm (EKG) aufgezeichnet, indem die Herzfrequenz mit einem Pflaster am Handgelenk und einer einzelnen Elektrode auf der Brust gemessen wurde. Zweck der Herzfrequenzmessung war es, die Genauigkeit der BCG-Sensoren als Messinstrument im Vergleich zum EKG zu bewerten. Dabei stellte man fest, dass die Herzfrequenzmessungen mit den Sensoren und dem EKG nahezu identisch waren.
Die Messungen der Fußdruckverteilung wurden durchgeführt, um herauszufinden, ob die BCG-Sensoren zum einen Unterschiede zwischen Patienten mit Diabetes und gesunden Kontrollpersonen und zum anderen Unterschiede zwischen Diabetikern mit und ohne bekannte Nerven- oder Blutgefäßschäden erkennen können. Die Nervenschäden wurden dabei anhand des Michigan Neuropathy Screening Instrument (MNSI) klassifiziert, die Blutgefäßschäden anhand des Knöchel-Brachial-Index (ABI).
Beim BCG-Vergleich zwischen Patienten und gesunden Kontrollpersonen zeigte sich, dass Patienten mit Diabetes beim Gehen tatsächlich einen höheren Druck im Mittelfußbereich ausübten als Teilnehmer ohne Diabetes. Beim BCG-Vergleich zwischen Diabetikern mit beziehungsweise ohne Folgeschäden stellten die Forscher fest, dass diejenigen Diabetiker mit Blutgefäßschäden (ABI-Score von 0,9 oder höher) im Vergleich zu Patienten ohne Blutgefäßschäden (ABI-Score unter 0,9) beim Gehen einen signifikant höheren Druck auf den Mittelfußbereich und einen geringeren Druck auf die Ferse ausübten. Bei den Messungen der Druckverteilung im Fuß gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen Patienten mit und ohne Nervenschäden.
Das Fazit des Studienautors: »Die Druckmessungen zeigen, dass die BCG-Sensoren Patienten mit Diabetes identifizieren und auch Patienten mit Diabetes und schlechter Durchblutung ausfindig machen können. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass eine elektronische Socke eine einfache, nicht invasive Methode sein könnte, um Patienten mit Diabetes zu finden, die von einem Gehtraining zur Vermeidung von Fußkomplikationen profitieren könnten.«