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Umfrage Bertelsmann Stiftung

Eklatanter Hausarztmangel droht – was nun?

In den nächsten fünf Jahren droht die Hausarztversorgung weiter auszudünnen. Schon jetzt sind 5000 Sitze unbesetzt. Bis 2030 könnte sich die Zahl verdoppeln. Das ergab eine Umfrage der Bertelsmann Stiftung. Mögliche Lösung: Aufgaben-Delegation auf andere Berufsgruppen. Auch auf Apotheken?
Ev Tebroke
11.06.2025  13:00 Uhr

Künftig könnte es für die Bevölkerung noch schwerer werden, einen Hausarzt-Termin zu bekommen: Denn ein Viertel aller Hausärztinnen und Hausärzte in Deutschland plant, innerhalb der nächsten fünf Jahre die Praxis zu schließen – wenn sich an den aktuellen Rahmenbedingungen nichts ändert. Zwar wollen zehn Prozent auf alle Fälle aufhören. 15 Prozent jedoch machen ihren Entschluss von den Arbeitsbedingungen abhängig. Das ergab eine Umfrage der Bertelsmann Stiftung in Kooperation mit der Universität Marburg unter knapp 3700 Behandlern. Als Entlastungsmöglichkeit wird neben Digitalisierung auch auf eine mögliche Aufgabenübertragung auf andere Berufsgruppen verwiesen.

Großer Kritikpunkt scheint für die Befragten die enorme Bürokratiebelastung zu sein. Gäbe es hier Entlastung, würden viele weitermachen, so das Ergebnis der Umfrage. Zudem wünschen sich viele Befragte geringere und flexiblere Arbeitszeiten. Rund 10 Prozent der Befragten, die ihre Praxis schließen wollen, möchten angestellt weiterarbeiten.

Bertelsmann Stiftung: Geplantes Primärärztesystem benötigt bessere Patientensteuerung

Um drohende Einbußen in der hausärztlichen Versorgung abzufedern, verweisen die Studien-Autoren auf mögliche Entlastungen durch Arbeit in Anstellung, weniger Bürokratie und funktionierende Digitalisierung. Aber auch auf Delegation von Aufgaben an andere nicht ärztliche Berufsgruppen.

Vor dem Hintergrund der im Koalitionsvertrag geplanten Einführung eines Primärarztsystems sei eine bessere Patientensteuerung vonnöten, betont Uwe Schwenk, Direktor Gesundheit bei der Stiftung. »Wenn Hausärztinnen und Hausärzte diese Aufgabe übernehmen, kostet sie das jedoch Zeit. Deshalb wird es wichtig sein, sie gleichzeitig an anderen Stellen so viel wie möglich zu entlasten.«

Die Apothekerschaft hatte sich jüngst bereits für eine bessere Patientensteuerung ins Spiel gebracht. So hatte ABDA-Präsident Thomas Preis das Konzept »Pharmacy first« angeregt: Dem Primärarztmodell, wie von der Koalition angestrebt, müsse ein Modell »Pharmacy first« vorgeschaltet werden, so Preis beim Netzwerktreffen »Ärzte-IN« am 4. Juni in Düsseldorf. Preis setzt auf Eigenverantwortung und will für Versicherte Anreize bieten, finanziell in Vorleistung zu gehen. »Wer vorher in der Apotheke war, bekommt die Praxisgebühr erlassen«, so eine Überlegung.

Laut Umfrage begrüßen viele Hausärzte ebenfalls eine Delegation von Aufgaben auf nicht ärztliche Berufsgruppen, etwa Medizinische Fachangestellte oder Pflegekräfte. 70 Prozent der Befragten schätzen demnach das Entlastungspotenzial als sehr groß/eher groß ein.

Folgende Optionen der Entlastung wurden vollständig beziehungsweise teilweise positiv eingeschätzt:

  • Patientenmanagement (inklusive Koordination mit anderen Behandlern oder Einrichtungen)
  • Befundberichte für Reha- und Berufsunfähigkeitsanträge verfassen
  • Medizinische Routineuntersuchungen und Tests, auch in DMP
  • Injektionen, Infusionen, Impfungen
  • Routineaufgaben zur Versorgung chronisch Kranker
  • Routinemäßige Hausbesuche, auch in Pflegeheimen oder Ähnliches
  • Patientenschulung und -beratung
  • Medizinische Hilfsmittel oder Pflegehilfsmittel verordnen, Heilmittel verordnen.

Alterung und stetig sinkende Wochenarbeitszeiten

Was den Arbeitsumfang betrifft, so wenden Hausärzte rund 80 Prozent ihrer Arbeitszeit den Umfragedaten zufolge für Sprechstunden oder Hausbesuche auf.

Im Schnitt arbeiten die befragten Hausärztinnen und -ärzte derzeit 44 Stunden pro Woche – laut Bertelsmann etwa zehn Stunden mehr als der Durchschnitt aller Beschäftigten. Grundsätzlich ist die Arbeitszeit aber deutlich gesunken: 2012 arbeiteten Hausärztinnen und -ärzte laut Ärztemonitor der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) noch 57,6 Stunden pro Woche. Das bedeutet auch: Es ist nicht nur die Alterung, die zu Versorgungsproblemen führt, sondern die Tatsache, dass die Wochenarbeitszeiten stetig sinken.

Ende 2024 gab es laut KBV mehr als 55.600 Hausärztinnen und -ärzte in der Bundesrepublik. Dabei ist der Anteil der älteren aktiven Hausärzteschaft recht hoch: 18 Prozent sind über 65 Jahre, neun Prozent über 70 Jahre. Derzeit sind bereits mehr als 5.000 Hausarztsitze unbesetzt, wobei insbesondere ländliche Regionen stärker betroffen sind.

 

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