Einsamkeit oder Depression? |
Wenn Selbsthilfe nicht ausreicht oder sich eine Depression entwickelt hat, kann eine Psychotherapie sinnvoll sein. Sie hilft, die Ursachen der Einsamkeit zu verstehen und realistische Erwartungen an soziale Beziehungen zu entwickeln. »In der Psychotherapie möchte man zunächst verstehen, warum sich ein Betroffener einsam fühlt und wie es dazu gekommen ist«, sagt Voderholzer. Also: Welche Gedanken, Überzeugungen, Ängste, welche negativen Erfahrungen und vielleicht auch mangelnde soziale Fertigkeiten dafür verantwortlich sind, dass Betroffene vermeiden, etwa rauszugehen, auf andere zuzugehen, Beziehungen einzugehen und Beziehungen aufrechtzuerhalten. Genau das sei aber »bei Einsamkeit unumgänglich.«
Psychotherapie könne helfen, die Probleme, die zur Einsamkeit führen, zu überwinden und wieder aktiv am Aufbau guter Beziehungen arbeiten. Und am Erwartungsmanagement: »Ein weiterer häufiger Grund für das Gefühl Einsamkeit ist oft auch eine überhöhte Erwartung an andere Menschen. Tragfähige Beziehungen verlangen, dass man in sie investiert und Enttäuschungen riskiert.«
Wichtig: »Psychotherapie sollte dann vor allem Hilfe zur Selbsthilfe sein, denn der Psychotherapeut kann und sollte kein Ersatz für fehlende Bezugspersonen und Einsamkeit sein«, betont Voderholzer.
Übrigens: »Es ist ein Irrglaube, dass Einsamkeit nur ältere Menschen betrifft. Gerade junge Menschen können sich sehr einsam fühlen, wenn ihnen echte Freunde fehlen«, so Voderholzer. Und auch die Anzahl der Kontakte in sozialen Medien sage nichts darüber aus, ob man sich einsam fühlt oder nicht.