Pharmazeutische Zeitung online
DiGA

Einige Patienten bleiben nicht lange am Ball

Durchschnittlich 15 Prozent der Patienten, die eine »App auf Rezept« bekommen, nutzen diese weniger als einen Monat – statt der vorgesehenen drei Monate. Die Barmer fordert nun eine 14-tägige Testzeit für die digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA).
Daniela Hüttemann
27.02.2024  17:42 Uhr

»Unter den mehr als 1700 für den Arztreport befragten Versicherten nutzten etwa 600 Personen den digitalen Helfer nicht über die vorgesehene Erstanwendungsdauer von 90 Tagen, darunter 230 weniger als einen Monat«, teilte die Barmer zu ihrem aktuellen Arztreport mit dem Schwerpunkt digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) mit. Barmer-Chef Christoph Schraub erklärt sich das mit uneinheitlichen Informationen zu den Apps auf Rezept und mit Wissenslücken bei den Ärzten und Psychotherapeuten, die sie verordnen können.

»Die Inhalte der digitalen Anwendungen müssen unbedingt einheitlich und verständlicher als bislang im DiGA-Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) dargestellt werden«, fordert Straub. Davon würden sowohl die Leistungserbringenden als auch die Patientinnen und Patienten profitieren, denn so könnten Hürden beim Einsatz abgebaut werden und die DiGA im mittlerweile vierten Jahr seit ihrer Einführung in der Versorgung ankommen. »Der Einsatz von DiGA steckt noch in den Kinderschuhen. Auf längere Sicht können sie aber ein wertvoller Bestandteil in der Versorgung der Patientinnen und Patienten werden«, glaubt der Barmer-Chef.

Auch die potenziellen Verordner wurden befragt. Demnach hatten 44 Prozent der teilnehmenden Ärzte und Psychotherapeuten in den zwölf Monaten vor der Befragung Ende 2023 noch nie eine DiGA verordnet. Ein Drittel bescheinigte sich selbst einen schlechten Kenntnisstand zu den digitalen Therapeutika. »Digitale Gesundheitsanwendungen sind für viele Menschen immer noch eine Blackbox. Zu wenig Detailwissen und falsche Erwartungen führen dazu, dass DiGA zurückhaltend verordnet werden und deren Einsatz oftmals vorzeitig abgebrochen wird«, kommentiert Straub.

Barmer fordert 14 Tage Testzeitraum

Immerhin waren 47 Prozent der Verordnenden der Meinung, dass eine DiGA die Behandlung häufig oder sehr häufig sinnvoll unterstützen kann. Derzeit listet das BfArM 56 DiGA; davon wurden 31 dauerhaft aufgenommen. Am häufigsten verordnet wurden zuletzt DiGA für psychiatrische Indikationen wie Depressionen, Stress und Ängste sowie bei Adipositas, Tinnitus, Schlafstörungen und Krankheiten des Bewegungsapparats. »Mehr als ein Drittel aller DiGA-Verordnungen erfolgte durch Hausärztinnen und Hausärzte«, erläutert der Hauptautor des Arztreports, Professor Dr. Joachim Szecsenyi vom aQua – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen, Göttingen.

DiGA werden in der Regel quartalsweise verordnet und können meist bei Ansprechen begrenzt oder unbegrenzt weiterverordnet werden. Die Kosten übernehmen die Krankenkassen vollständig. Zu kurz genutzte DiGA würden jedoch Kosten ohne einen nennenswerten Nutzen verursachen. Deshalb fordert die Barmer einen Testzeitraum von 14 Tagen für die Versicherten statt der bislang gängigen Verordnung über 90 Tage.

Apotheker können DiGA-Therapie unterstützen

Die Programme erklären sich zwar zum Teil von allein, eine gewisse Beratung, auch zum »Dranbleiben«, durch einen Heilberufler könnte die Adhärenz und damit den Therapieerfolg jedoch steigern, glaubt Apotheker Marc Kriesten aus Dinslaken, der sich selbst als Health Tech Enthusiast bezeichnet. Er ist ABYou-Mitgründer, Leiter des Ausschusses für Digitalisierung der Apothekerkammer Nordrhein und Mitglied im ABDA Digital Hub.

»Der Report spiegelt in Teilen unsere Erfahrung aus einem Pilotprojekt wieder«, so Kriesten gegenüber der Pharmazeutischen Zeitung. Erstens gebe es sehr starke Qualitätsunterschiede bei den DiGA. Zweitens sei das Nutzerverhalten stark abhängig von Verordner und Patient. Drittens sei zu bedenken, dass digitale Lösungen allein meist nicht zu der erhofften Verhaltensänderung dauerhaft führen.

Er plädiert für die Einbeziehung der Apotheken vor Ort bei der DiGA-Verordnung und Therapiebegleitung. »Eingebettet in Begleitprogramme und echtes Coaching kann die Nutzung sinnvoll sein. Hier liegt vor allem für die Apotheke eine Chance.«

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa