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Niedersachsen

Eine Werft wird gerettet, Apotheken schwanken weiter

Der Bund und das Land Niedersachsen retten eine Werft, die Luxusschiffe herstellt. 18.000 Arbeitsplätze hängen daran – vergleichbar viele wie Mitarbeitende in niedersächsischen Apotheken. Für die kämpft die Landesregierung zwar auch, aber nahe Rettung ist noch nicht in Sicht. Um Unterstützung warben Apothekerkammer und -verband bei ihrem Sommerfest in Hannover.
Daniela Hüttemann
23.08.2024  12:02 Uhr

Zur gestrigen Betriebsversammlung der Meyer Werft im Emsland kam sogar Bundeskanzler Olaf Scholz und verkündete, der Bund wolle dem »industriellen Kronjuwel« helfen. Das berichtete der NDR. Die Stellung Deutschlands als drittgrößte Wirtschaftsnation der Welt erfordere eine starke maritime Wirtschaft. Die Meyer Werft sei für diese »systemrelevant«. 3000 Mitarbeiter hat das familiengeführte Traditionsunternehmen in Papenburg; insgesamt hängen laut NDR rund 18.000 Arbeitsplätze in der Region daran. Die Werft hat zwar volle Auftragsbücher, aber anscheinend ein Problem mit der Kreditwürdigkeit. 

SOS funken bereits seit geraumer Zeit auch die Apotheken, doch ihre Rettung ist immer noch nicht in Sicht. Dabei bieten sie allein in Niedersachsen vergleichbar viele Arbeitsplätze wie die Werft (Ende 2023 waren es 16.686) – und das als wichtige Säule des Gesundheitssystems und der sozialen Marktwirtschaft und nicht mit der Produktion von Luxusschiffen, konstatierte Berend Groeneveld, Vorstandsvorsitzender des Landesapothekerverbands Niedersachsen, beim gemeinsamen politischen Sommerfest mit der Apothekerkammer Niedersachsen am Donnerstagabend in Hannover.

Die Meyer Werft beziffert den Bedarf bis Ende 2027 auf mehr als 2,7 Milliarden Euro, meldete der Deutschlandfunk, wobei das Geld dem Unternehmen nicht geschenkt, sondern es für einige Jahre vom Staat übernommen werden soll.

Warum ist für die Apotheken kein Geld da, fragte sich Groeneveld. Mit knapp drei Milliarden Euro könnte man alle Apotheken in Deutschland retten. Vor den Gästen aus Ministerien, Landtag, anderen Freien Berufen und Marktpartnern verdeutlichte Groeneveld erneut, wie ernst die Lage für alle Apotheken ist, auch die größeren. Er nannte die Forderungen der Apothekerschaft, vor allem eine deutliche Erhöhung des Packungshonorars auf 12 Euro inklusive Dynamisierung sowie eine ebenfalls deutliche Erhöhung der Lieferengpasspauschale.

In keinem Bereich des Gesundheitswesens, weder bei den niedergelassenen Ärzten, Zahn- und Tiermedizinern noch den Krankenhäusern, hätten die Gesetze der vergangenen Jahre spürbare Verbesserungen gebracht. »Dabei haben wir der Republik während der Corona-Pandemie den A*** gerettet«, so Groeneveld in aller Deutlichkeit. So viel zum Thema Systemrelevanz.

»Keine Mogelpackungen mehr« bei Reformen

»Keine Mogelpackungen mehr«, forderte auch Kammerpräsidentin Cathrin Burs im Hinblick auf die angekündigte Apothekenreform. »Wir müssen das Vertrauen der Menschen in das Gesundheitssystem halten und ausbauen. Die Bevölkerung verdient eine gute Versorgung. Daher werden wir weiter für Apotheken mit Apothekern kämpfen, denn eine Apotheke ohne Apothekerinnen und Apotheker ist keine Apotheke.«

Burs und Groeneveld betonten, dass die Apotheken ihren gesetzlichen Auftrag – die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung – gern und gut übernehmen, aber dafür verlässliche politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen brauchen. Es sei Aufgabe der Politik, nicht der Apotheken, für genügend Geld zu sorgen, damit die Apotheken ihren Auftrag auch ausführen können.

Bürgermeister: »Wir brauchen Sie!«

Zumindest in Niedersachsen finden die Apotheken Unterstützung in der Politik. Claudia Schröder vom Landesgesundheitsministerium betonte: »Wir stehen an Ihrer Seite.« Die Versorgungssicherheit treibe alle Bürgerinnen und Bürger um, nicht nur ältere. Die Patienten dürfen nicht nur einfach ihre Arzneimittel erhalten, sondern bräuchten auch die fachlich kompetente und empathische Beratung, damit diese korrekt angewendet werden und richtig wirken können, befand die Beamtin, die im Ministerium die Abteilung Gesundheit und Prävention leitet.

Der niedersächsische Gesundheitsminister Andreas Philippi setze sich auch auf Bundesebene für die Apotheken ein. »Wir haben ein gutes und sicheres System«, so Claudia Schröder. »Was wir überhaupt nicht wollen, sind Apotheken light.« Apotheken seien zudem als Teil des Mittelstands das Rückgrat der Wirtschaft und damit Mitgarant für den Wohlstand der Gesellschaft.

Auch Hannovers Bürgermeister und Ratsherr Thomas Klapproth betonte, also Politiker und Bürger: »Wir brauchen Sie!« Ihn treffen Meldungen wie die, dass die Löwen-Apotheke in Burgdorf nach mehr als 375 Jahren in diesem Mai schließen musste. »Das wirft ein Schlaglicht auf eine furchtbare, dramatische Entwicklung.« Der Standort Deutschland dürfe sich so etwas nicht leisten.

Gerade die dezentrale Struktur der Arzneimittelversorgung habe sich bewährt. »Es sollte doch allen klar sein, was für ein essenzieller Ort Apotheken für die Menschen sind, auch mit wichtiger sozialer Funktion. Das kann kein Internet ersetzen.« Es müsse ein politisches und gesellschaftliches Anliegen sein, die Apotheken zu stärken und ökonomisch zu stabilisieren.

Zumindest beim anschließenden gemeinsamen Essen konnten Burs und Groeneveld sowie weitere Vertreterinnen und Vertreter von Apothekerkammer und -verband in vielen Einzelgesprächen über die Probleme der Apotheken  genauer aufklären. Für die gute Zusammenarbeit »auf Augenhöhe« mit dem Land bedankten sie sich ausdrücklich und beendeten den Abend trotz aller Widrigkeiten mit einer gewissen Zuversicht.

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